Wappen Blankenheimerdorf
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28.01.2012




 

Foto Hejo Mies 2010

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

Säächmöll - Sackdooch - Sänzel - Sänzel kloppe - Sätz - Schaaf - Schaav - Schalingsei - Schang - Schanze - Schepp - Schleckstöck - Schlotterfass

Schmanddöppe - Schochele - Schonk - Schuër - schuëre - schwonk - Sech bedde - Stejndöppe - stippe - Stöck - Stombs Wellem - Strombännel

Suëre Kappes
 

Säächmöll (weiches ö)
Die „Sägemühle,“ früher ein allgemein gültiges Wort für ein Sägewerk. Unter Ausnutzung der Wasserkraft wurde häufig die normale Mahlmühle mit einem Sägewerk kombiniert. Das war beispielsweise bei der Eischer Müll (Escher Mühle) zwischen Jünkerath und der Ortschaft Esch in Rheinland-Pfalz der Fall. Hier gab es außerdem noch eine Schreinerei und ganz früher auch eine Schmiede. Mein Vater hat in jungen Jahren bei Meister Reifferscheid in der Schreinerei gearbeitet, wo unter anderem speziell auch Butterfässer hergestellt wurden. Im Jahr 1956 sollte ich für einen von Vaters Kunden ein Butterfass in der Eischer Müll abholen, fand mich nicht zurecht und ein freundlicher Bauersmann auf einem Feld bei Esch wies mir den Weg: Fahr eenfach hie et Dall eraff, hener dem Böschelche do önne siehste de Müll. Die Wiesen waren gemäht, hinderliche Zäune gab es nicht, also zockelte ich mit meinem Moped durchs Grünland und sichtete am Ende der Talsenke hinter einem Wäldchen tatsächlich die Eischer Müll, wo mich Meister Reifferscheid begrüßte: Dou bes also Hein senge Jong, - er erinnerte sich noch sehr gut an seinen früheren Mitarbeiter. Eine „Escher Mühle“ gab es übrigens auch am heutigen „Erftradweg“ zwischen Bergheim und Bedburg.

Sackdooch
Das „Sacktuch,“ der früher übliche Ausdruck fürs Taschentuch. „Sackdooch“ gilt heute allgemein als grob und unfein, man hat es längst in Teischendooch umgewandelt. Der Gossensprache zuzuordnen waren deftige Wörter wie Rotzfahn oder Schnuddelslomp, als unfein wurde unter anderem auch Nasenlumpen erachtet. In Österreich ist die Hosentasche der „Hosensack,“ und darin steckt das Nasentuch, aus dem somit ein „Sacktuch“ wurde. Das Eifeler Sackdooch ist unterdessen eher auf das niederländische „Zakdoek“ (gesprochen = Sakduuk) zurückzuführen. Im Mittelalter gab es noch kein Taschentuch, man schnäuzte sich „vornehm“ mit der linken Hand, – weil man mit der Rechten das Essen zum Mund führte – und wischte die Finger am Gewand ab. Fürs Schneuzen kannte man verschiedene Ausdrücke, in Nettersheim beispielsweise war „horxe“ gebräuchlich in Anlehnung an das Scheuzgeräusch. Heute noch ist ene Knödde em Sackdooch (Ein Knoten im Taschentuch) eine häufig angewandte Gedächtsnisstütze.

Sänzel (weiches ä)
Unser Wort für die „Sense,“ das unverzichtbare Werkzeug des Bauern unserer Kinderzeit. Es gab sie in verschiedenen Größen und Ausführungen, die hauchdünn gedengelte Grassense beispielsweise, das etwas gröbere Sensenblatt fürs Haverjeschier (Getreidesense) oder auch die kurze und sehr robuste Strausänzel (Strau = Heidekraut als Stallstreu), die auch zum Freischneiden der Forstpflanzen gebraucht wurde. Der Sensenstiel, Wurf genannt, war aus Metall oder wurde vom Dorfschreiner und Stellmacher aus Holz gefertigt. Der Stiel wurde mit dem Sänzelsreng (Ring) an der „Hamme“ (Flansch) des Blattes festgeschraubt, den Innen-Vierkantschlüssel trug der Mähder (Mäher) ständig bei sich. Zur Sensenausrüstung gehörten schließlich noch das Haarjeschier (Dengelwerkzeug = kleiner Amboss und Hammer) sowie das Schlotterfass (Wetzsteinbehälter) mit dem zugehörigen Schliefstejn (Schleifstein, Wetzstein). Meistens gab es einen ortsfesten und einen zweiten, zum Mitführen beim Mähen bestimmten Haarstock (Amboss). Die Grassense nämlich war so empfindlich daß schon das Durchschneiden eines versteckten Ameisennestes und erst recht die Berührung mit Holz der Schneide den „Schliff“ nahm. Der geübte Mäher behob im Bedarfsfall den Schaden direkt vor Ort durch ein paar Dengelschläge.

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Sänzel kloppe
Was in unserer Standardsprache vornehm mit „Dengeln“ bezeichnet wird, beschreibt der Eifeler naturgetreu und allgemeinverständlich mit Sänzel kloppe (Sense klopfen). Sänzel kloppe ist eine, heute fast vergessene Handarbeit, die maschinell kaum zu ersetzen ist. Vor Jahren kaufte ich mir eine handbediente „Dengelmaschine“ aus dem Werkzeugkatalog, – nach etlichen fruchtlosen Versuchen habe ich sie zum Alteisen getan und wieder zu Haarstock (Dengelamboss) und Hammer gegriffen. Beim Sänzel kloppe erhält die Sensenschneide eine, dem Mähgut (Gras, Getreide, Strau) entsprechende mehr oder weniger dünne „Bahn,“ den so genannten „Dengel.“ Der muss beispielsweise für den Grasschnitt hauchdünn sein und sich beim Berühren mit dem Daumennagel leicht wölben: Die „Nagelprobe.“ Sänzel kloppe erfordert eine Menge Fingerspitzengefühl, Zeitaufwand und Geduld, ein einziger falscher Hammerschlag kann die Sensenschneide arg beschädigen. Der Dengelhammer besaß einen kurzen Stiel, der das präzise Dosieren und Platzieren der Schläge erleichterte. Der Hammer war das Heiligtum des Mähers und durfte ausschließlich fürs Sänzel kloppe gebraucht werden. Während der Erntezeit war der Feierabend im Dorf geprägt vom vielfachen Klopfen, wenn die Bauern ihr Mähgerät für den Einsatz am nächsten Morgen rüsteten.

Sätz
Wenn es Anfang Mai ans Jrompere setze (Kartoffeln pflanzen) ging, musste zunächst das Saatgut vorbereitet werden. Das bedeutete: Die Sätz mussten aus dem Keller geholt, nötigenfalls entkeimt und sortiert und schließlich in Säcke gefüllt werden. „Sätz“ war das übliche Wort für die Saat-, Pflanz- oder Setzkartoffeln, die bei der Ernte im vergangenen Herbst bereits beim Jrompere raafe (Kartoffeln auflesen, aufsammeln) auf dem Feld aussortiert und im Keller getrennt von Deck Jrompere (Dicke = Speisekartoffeln) und Söüsjrompere (Schweinekartoffeln = Tierfutter) gelagert wurden. Eine einzelne Saatkartoffel war ein „Satz,“ analog dazu „Sätz“ als Plural. Angefaultes oder zu stark geschrumpeltes und ausgekeimtes Saatgut wurde bei der Vorbereitung aussortiert, die fahlen „Dunkelkeime“ wurden entfernt. Ein guter „Satz“ war fünf bis sechs Zentimeter groß, wies keine Missbildungen oder Beschädigungen auf und besaß eine, der Sorte entsprechende Form. Unsere Sätz daheim mussten möglichst rund sein, ovale oder flache Knollen wurden als ungeeignet eingestuft. Das Aussortieren nach diesen Kriterien bewährte sich über Jahrzehnte hinweg, für den Ankauf von neuem Saatgut fehlten unseren Eltern die Groschen.

Schaaf
Schaaf ist ein sehr häufiger Familienname auch bekannter Persönlichkeiten, der Fußballtrainer von Werder Bremen beispielsweise heißt Thomas Schaaf. Der Name Schaaf wird wie „Schaf“ gesprochen, der Eifeler kennt den Ausdruck aber auch mit gedehntem a, wie beispielsweise bei „Maria Laach.“ Damit ist dann der Schrank gemeint, der in unserem Dialekt geschlechtslos wird: Et (das) Schaaf. Es gab beispielsweise das Köcheschaaf (Küchenschrank), in dem neben Steintöpfen mit Schmalz, Salz und Butter, das Alltagsgeschirr untergebracht war. Das joot Jeschier (gutes Geschirr) wie Goldrandteller und Porzellantassen, wurden im Wandschaaf (Wandschrank) in der guten Stube aufbewahrt. Den Kleiderschrank nannte man Klejderschaaf und ein kleines Wandschränkchen war et Schääfje. Vor etwa 20 Jahren starb in Blankenheimerdorf Hermann Schaaf, ein Junggeselle aus ärmlichen Verhältnissen. Wegen eines Sprachfehlers wurde er belächelt, auf manchem Wissensgebiet steckte er aber den „Gescheiten“ spielend in die Tasche. Seine Spezialfächer waren die Mathematik und die Optik. Die Familie Schaaf wohnte zuvor in Nonnenbach, ich erinnere mich noch aus meiner Kindheit an Schaafs Hüüsje, ein kleines Wohnhaus beim Anwesen Plützer (Hausname „Knubbe“). Auch Schaafs Dröggche (Gertrud) ist mir noch in Erinnerung, die Mutter von Hermann. „Schaaf“ ist übrigens das holländische Wort für Hobel, davon abgeleitet ist „beschaafd“ und das bedeutet „Bildung.“

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Schaav
Dieses Mundartwort wird wie „Schaf“ ausgesprochen, ist aber von schave (schaben, das v wird wie w gesprochen) abgeleitet und bedeutet wörtlich „Schabe.“ Damit wird nicht etwa das Ungeziefer gleichen Namens bezeichnet, vielmehr ist der große hölzerne Gemüse- oder Krauthobel gemeint, den früher die Leute bei der Zubereitung von Suëre Kappes (Sauerkraut) brauchten. In Miniformat gibt es das Gerät auch heute in der modernen Küche. Die Schaav unserer Eltern war ein gut meterlanges und 40 Zentimeter breites Holzbrett mit drei oder vier schräg angeordneten Messern und einem in Führungsnuten laufenden Hobelkasten, Schledde (Schlitten) genannt, der einen ganzen Kappes (Kohlpflanze) aufzunehmen vermochte. In jedem Dorf gab es zumindest eine Schaav, die in Privatbesitz war, die aber reihum durchs ganze Dorf ausgeliehen wurde. In Blankenheimerdorf wurde das Gerät bei Scholle Pitter (Peter Reetz, der Gemeindediener) aufbewahrt Im großen Dorf war in der Kappeszitt (Kohlerntezeit) die Nachfrage entsprechend groß, oft konnte man die Schaav nur für Stunden ausleihen.

Schalingsei
Ein ohne feste Schale abgelegtes Vogelei in der elastischen Eihaut. Die offizielle Bezeichnung ist „Windei“ (Bünting, Deutsches Wörterbuch 1996)). Unsere Hühner daheim produzierten häufig ein Schalingsei. Die Haut war meistens erstaunlich stabil, das Ei wurde mit einem Löffel vorsichtig aufgenommen und in die Pfanne getan. Als Spiegelei war auch das Schalingsei verwertbar.

Schang
Ein heute noch gebräuchliches Relikt aus der Franzosenzeit: Die Verdeutschung des französischen Männernamens Jean. Der Eifeler Dialekt kennt allerdings überwiegend den Ausdruck Schäng. Der letzte Bürgermeister der selbständigen Gemeinde Blankenheimerdorf hieß Johann Leyendecker, an der Oberahr kannte man ihn aber nur als „Schang“. Das war sozusagen sein Markenzeichen, „Schäng“ war geradezu unmöglich und hätte absolut nicht zu der markanten Persönlichkeit gepasst. „Schang“ war ein Begriff an jedem Ratstisch, in jeder Verwaltung, sogar im Kreistag, einen zweiten Schang gab es nicht. Leyendeckesch Schang war vom 02.11.1948 bis zur kommunalen Neugliederung 1969/70 Bürgermeister im Dörf und daß er sein „Handwerk“ verstand, beweisen fast 22 Amtsjahre. Schang starb am 11. Juni 1971 im Alter von 77 Jahren. Der Platz an der Nürburgstraße gegenüber seinem damaligen Wohnhaus ist nach ihm benannt: Jean-Leyendecker- Platz.

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Schanze
Schanze ist im Dialekt die Mehrzahl von Schanz und bezeichnet die Reisigbündel zum Beheizen des hauseigenen Backofens, den es früher in fast jedem Bauernhaus gab. Das Wort ist unverkennbar von den „Schanzen“ zur Befestigung von Kampfstellungen im Krieg abgeleitet. Eine gefällte Buche wurde früher „mit Stumpf und Stiel“ verwertet: Der Stamm war Nutz- oder Brandholz, die stärkeren Äste kamen als Knöppele (Knüppel) zum Brandholz, das schwache Geäst und Reisig wurde zu armlangen Schanze zurecht gehackt und gebündelt. Die Bündel waren in ihrem Umfang so bemessen, dass sie ungeöffnet gut durch die niedrige Backofentür passten. Als Bindematerial dienten dünne Wegge- (Weiden-) oder Noßheckejusche (Haselnussruten), die mit verbrannten. Die Schanze wurden unter dem weit vorspringenden Schuppendach gelagert, im Backofen entfachte das trockene Material im Handumdrehen ein Höllenfeuer. Es verbrannte unterdessen auch rasch und man musste häufig nachlegen. Schanze wurden auch zum Herdanheizen verwendet.

Schepp
Das Hauptwort „Schepp“ ist von scheppe abgeleitet, was „schöpfen“ bedeutet. Die Schepp ist somit eine „Schöpfe,“ ein Schöpfgerät, eine Schöpfkelle. „Scheppen“ ist auch das holländische Wort für „schöpfen.“ Früher gab es über oder neben dem Küchenherd im Eifelhaus das weiß emaillierte „Löffelblech,“ an dem neben Bratenwender, Fleischgabel und Schüümleffel (Schaum-, Sieblöffel) auch die Zuppeschepp (Suppenkelle) hing. In der Kannebank (Holzregal zur Aufnahme von Töpfen, Kannen, Eimern) standen die gefüllten Wassereimer, und dabei hing am Nagel die Wasserschepp zum Durstlöschen. Häufig anzutreffen war auch die Melechschepp (Milchgefäß), ein kannenartiger Behälter mit Deckel, Griff und Ausguss. Der Inhalt war dem täglichen Bedarf im Haushalt angemessen. Die Melechschepp war keine Kelle, ebenso nicht die ovale, flache und meist weiß emaillierte Weischschepp (Waschschüssel). Sie wurde morgens mit Wasser beschickt und diente während des ganzen Tages den Hausbewohnern als Handwaschbecken, - es gab ja noch keine Wasserleitung. Schließlich kannte man früher noch die Maarschepp, ein Zinkeimer an langem Stiel zum Düngen des Gartenbodens mit dem Inhalt der Jauche- oder Fäkaliengrube, - damals ein übliches Verfahren.


Schleckstöck (weiches e und ö)
Wörtlich Schluckstück, bezeichnet die Kehle. Ein ähnliches Wort ist Schleckes. Die Ausdrücke wurden und werden meist in negativen Redewendungen angewandt : „Jeff (gib) dech en de Rouh (Ruhe) soß (sonst) kreste eene vüer et Schleckstöck“. Pitter hatte Halsschmerzen und knurrte : „Ech wejß net, wat mot mir loss os, et Schleckes dejt mir wieh.“

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Schlotterfass
Mundartausdruck für den Wetzsteinbehälter oder Wetzsteinhalter, der beim Sensenmähen am Hosenbund im Rücken mitgeführt wurde. Auf alten Zeichnungen trägt ihn der Schnitter auch vor dem Bauch, wo er aber bei der Arbeit hinderlich war. Das klassische Schlotterfaß war aus einem möglichst schnack (gerade) gewachsenen Rinderhorn gefertigt und mit einem Metallbügel zum Einhängen in den Gürtel versehen. Oft wurde der Behälter auch aus einem ausgehöhlten Weichholzstück oder aus Metall hergestellt. Das war aber nicht „standesgemäß“, Ohm Mattes beispielsweise hätte niemals ein Schlotterfaß aus Zinkblech benutzt. Ganz früher besaß das beim Mähen unentbehrliche Gerät die Gestalt eines länglichen und an einem Ende offenen Holzfässchens, das im Rhythmus der Körperbewegungen am Gürtel schaukelte. Der Schliefstejn (Schleifstein) schlackerte und schlotterte deutlich hörbar mit: Schlotterfaß. Das ist kein eifelspezifischer Ausdruck, das Schlotterfaß kennt man beispielsweise auch im Hunsrück.

Schmanddöppe (weiches ö)
Das Schmanddöppe ist der „Rahmtopf“ und der spielte in den Kriegsjahren eine bedeutende Rolle. Die Trommeln der Milchzentrifugen und die Flügeleinsätze vom Butterfass waren „requiriert,“ der Eifelbauer hatte die gesamte Vollmilch abzuliefern und bezog dafür von der Molkerei sein genau berechnetes Quantum Butter und Magermilch. Kein guter Bauersmann, der nicht Abhilfe gesucht und gefunden hätte. Schwitt, Minka und Schweizer (Tiernamen) lieferten manchen Liter „schwarze“ Milch, die wurde in Töpfe gefüllt, Tage später wurde der Rahm abgeschöpft und im „Schmanddöppe“ gesammelt. Bei ausreichender Menge wurde mit dem Briebeißem (Breibesen) im Stejndöppe (Steintopf) Butter geschlagen. Das war Verrat an Führer, Volk und Vaterland und eine gewaltige Straftat, der durch überfallartige motorisierte Blitzkontrollen Einhalt geboten werden sollte. In jedem Haus gab es aber kontrollsichere Geheimverstecke und der dorfinterne Nachrichtendienst funktionierte ausgezeichnet: Wir Pänz wurden beim Auftauchen der gefürchteten Beiwagenmaschine unverzüglich mit der Nachricht auf Trab gebracht: Dr Kontrollör os do.

Schochele
Heute noch gebräuchliches Wort für die menschlichen Gehwerkzeuge, meistens in etwas abfälligem oder geringschätzigen Sinn angewandt: Dohn ens deng Schochele jät op Sitt (Tu deine Beine mal etwas zur Seite, übertragen: Mach mal Platz). Vorwiegend bezeichnete man unterdessen die Füße als „Schochele,“ beispielsweise streckte im Bahnabteil der rücksichtslose Fahrgast seine Schochele unter den Sitz seines Gegenüber, im nächsten Abteil legte ein ebenso dreister Reisender seng Dreckschochele op de Setzbank jähntüwwer (seine Schmutzfüße auf die Sitzbank gegenüber). Im dichten Gedränge auf dem Kirmesplatz trat man sich gegenseitig auf die Füße und wurde angeraunzt: Mensch du stehs mot denge Schochele op menge Ziëne (…auf meinen Zehen). In Blankenheimerdorf lebte vor Jahren ein Mann, der sich ungewöhnlich großer Füße erfreute. Über ihn wurde gelästert, er müsse an der Kirchentür drejmool zeröcksetze (dreimal zurücksetzen = rangieren), um ins Innere zu gelangen.

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Schonk (weiches o)
Eine Eifeler Schonk war früher und ist noch heute eine echte Delikatesse: Der Räucherschinken. Wie so oft im Eifeler Dialekt, wird auch beim Schinken das Geschlecht umgewandelt: Die Schonk. Eine Kindheitserinnerung verursacht heute noch „Kinnwasser“: Hauchdünne Scheiben säbelt Mam mit dem breiten Brotmesser von der selbstgeräucherten Schonk ab, tiefrot und fest ist das Fleisch, rauchschwarz glänzt die Schwarte, Salzreste kleben noch dran. Eine Schnitte vom derben, selbstgebackenen Roggenbrot, dick mit goldgelber Butter aus der Hausproduktion bestrichen, Schonk drauf, reinbeißen… hmmh! Allgemein ist Schonk auch der Ausdruck für Oberschenkel und Hinterteil beim Menschen, eine „gutgebaute“ Frau beispielsweise wird taxiert: Dat hät e paar jehüerije Schonke. Beliebt war früher das Schonkekloppe (Schinkenklopfen), ein Ratespiel, bei dem es Schläge aufs Hinterteil gab und der „Täter“ erraten werden musste. Eine Art Schinkenklopfen war auch De Schöpp jenn (wörtlich: Die Schaufel geben), sozusagen die „Aufnahmeprüfung,“ eine Prozedur, die der Neuling auf der Arbeitsstelle über sich ergehen lassen musste. Dabei wurde eine normale Schaufel über das – bekleidete – Hinterteil gestülpt und kräftig mit dem Hammer drauf geschlagen. Das „zog“ und „brannte“ ganz widerwärtig, ich selber habe es im Oktober 1953 auf der Güterabfertigung Kall erfahren müssen.

Schuër
„Do kött en Schuër Rään“ (Da kommt ein Regenschauer), stellte Bahne Mattes beim Heueinfahren fest und deutete besorgt auf die heranziehenden Wolken. Der Schauer ist in der Mundart weiblichen Geschlechts: Die Schuër. Das Wort gilt selbstredend auch für Schnee- oder Hagelschauer, nicht aber für den Schauer, der uns im Zusammenhang mit Angstgefühl oder Schrecken über den Rücken läuft (Gänsehaut). Hier spricht der Volksmund von Schudder. Die Schuër ist in jedem Fall eine kurzzeitige und vorübergehende Erscheinung oder Situation. Hierfür kennt der Eifeler Dialekt ganz spezielle Anwendungen. Wenn beispielsweise Schängche in geselliger Runde plötzlich reihenweise Witze vom Stapel lässt, freuen sich die Zuhörer: Jetz hätte wier seng Schuër (wörtlich: Jetzt hat er wieder seinen Schauer).

schuëre
Dieses Tätigkeitswort bedeutet „schauern“ und ist von Schuër hergeleitet. Mit et schuërt wird der plötzliche Niedergang etwa des Regenschauers bezeichnet, „schuëre“ bedeutet aber auch das Schutzsuchen vor eben diesem Regenfall. Wir Kinder krochen beispielsweise unter den beladenen Heuwagen, wenn uns unvermutet ein Heudresser (Regenguss) überraschte, und der Wanderer „schuërte“ unter dem dichten Laub- oder Nadeldach von Bööch (Buche) oder Dänn (Fichte, Tanne), bis der Regen nachließ. Ganz allgemein wurde auch das Einlegen einer kurzen Arbeitspause als „schuëre“ bezeichnet, überwiegend sprach man allerdings bei solcher Gelegenheit von ens aanmaache (Raucher-, Zigarettenpause). Eine weitere Bedeutung von schuëre ist „scheuern.“ So war unter anderem dr Herd schuëre (die Herdplatte scheuern) mit Schmirjel und Herdwieß im Bauernhaus eine unvermeidliche Alltagsbeschäftigung, die glänzende Herdplatte war der Stolz der Hausfrau. Herdscheuern war besonders mühsam und schweißtreibend, wenn etwa de Melech üwwerjekauch (die Milch übergekocht) und auf der Platte festgebrannt war. Eine derbe, aber nicht wörtlich zu nehmende Eifeler Weisheit besagte früher: Dreck schuert dr Mare (Dreck scheuert den Magen).

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schwonk (weiches o)
Ein typisches „Dörfer“ Dialektwort mit der Bedeutung „zu schwach“ oder „der Belastung nicht gewachsen.“ Gelegentlich brach beim Heueinfahren durch zu starkes Spannen der Wessboum (Wiesbaum) und die Bäuerin wetterte erbost: Dä, jetz stohn mir do! Ech han jo emmer jesoot, dat vimpschisch Böümche oß vell ze schwonk (So, jetzt stehen wir da! Ich habe ja immer gesagt, das kümmerliche Bäumchen ist viel zu schwach). Schwonk wurde hier und da auch in der Bedeutung von „biegsam, elastisch“ gebraucht. Der Bauer schnitt beispielsweise in der Noßheck (Haselstrauch) en schwonk Jusch (eine biegsame Gerte) als Stiel für die lange Ploochschmeck (Pflugpeitsche zum Dirigieren des Gespanns über den Pflug hinweg). Überwiegend bezeichnete man eine solche Gerte allerdings als schmuck Jusch.

Sech bedde
„Sich beten,“ ein etwas seltsames Dialektwort für das persönliche Gebet. Das gemeinsame Gebet etwa in der Kirche wurde einfach bedde (beten) genannt, und bei der Duëdewaach (Totenwache) wurde dr Ruësekranz jebedd (der Rosenkranz gebetet). Die persönliche „Unterhaltung“ mit Gott, das Morgen- oder Abendgebet beispielsweise, wurde als „sech bedde“ bezeichnet. So redete Mam (Mutter) dem Nachwuchs beim Frühstück ins Gewissen: Hat ihr öch och all jebedd (wörtlich: Habt ihr euch auch alle gebetet). Und abends hieß es vor dem Schlafengehen: Nu jö, jetz wiëd sech jebedd on dann de Trapp erop (Auf geht’s, jetzt das Nachtgebet und dann ins Bett). Ein Stoßgebet umschrieb der Volksmund mit bedd on sähn dech (bete und segne dich), bei einem riskanten Unternehmen beispielsweise: Bedd on sähn dech, dat et joot jeht (übersetzt: Gott gebe, dass es gut geht).

Stejndöppe 
(weiches ö)
Heute mehr oder weniger nur noch zu Dekorationszwecken gebraucht, war das „Stejndöppe“ (Steintopf, Steinzeug) zur Zeit unserer Eltern ein unentbehrliches Haushaltsutensil im bäuerlichen Alltag. Stejndöppe gab es in allen denkbaren Formen und Größen. In jeder Eifeler Küche hing das Gewürzregal an der Wand mit verschließbaren beschrifteten Keramikgefäßen in verschiedenen Größen. Im Köcheschaaf (Küchenschrank) wurden Butter und Schmalz, Salz und Zucker in Steintöpfen verwahrt. Besondere Bedeutung kam dem Stejndöppe bei der Herstellung von Suëre Kappes (wörtlich: saurer Kohl = Sauerkraut) zu. In das mächtigen Gefäß wurde der gehobelte Wieße Kappes (Weißkohl) mit Salz und Wacholderbeeren lagenweise eingestampft und verwandelte sich nach zwei bis drei Monaten in jenes Standardnahrungsmittel, das uns Deutschen im Krieg bei den Amis den Spottnamen „Krauts“ eintrug.


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stippe
Das Mundartwort für „stützen, stabilisieren.“ Der Stippe war früher ein Zaunpfahl oder auch ein Stützbalken, ein dünnes Stöckchen war ein Stippche. Ein bekanntes Wort war e Stippche steiche (Ein Stöckchen stecken = einen Riegel vorschieben). Ein heute fast vergessener Dorfbrauch war das „Hausstippen“ anlässlich einer Hochzeit. In der Hochzeitsnacht wurde das Brauthaus mit Holzstämmen, Wagenbrettern, Leitern und ähnlichem Material jestipp (gestützt), damit die Wände ein etwaiges „Beben“ überstanden (Dettman/Weber). Dieses an sich heimliche Tun wurde selbstredend bemerkt, manchmal wurden wir Stipper ins Haus gebeten und mit ein paar hochprozentigen Stärkungen für unsere „Schwerarbeit“ gerüstet. Das Stippen war Ehrensache und ein Beweis für die Beliebtheit der Brautleute im Dorf, Nichtstippen hätte eine Kränkung bedeutet. In der Regel wurde beim Stippen die Haustür verbarrikadiert, der Bräutigam musste morgens zum Gaudium der Nachbarn aus dem Fenster steigen und das Hindernis beseitigen. In Blankenheimerdorf war das Stippen noch in den 1960er Jahren üblich. Auf stippe im Sinne von „herausstrecken“ ist auch das Stippeföttche aus dem Kölner Karneval zurückzuführen.

Stöck (weiches ö)
Stöck bedeutet generell „Stück,“ ist also Teil eines Ganzen, e Stöck Papier beispielsweise oder e Stöck Kooche (Kuchen). Es gibt aber auch weitere Anwendungen. In der Landwirtschaft spricht man vom Jromperestöck oder vom Koorstöck und meint damit das Kartoffel- und das Kornfeld. Ein Acker allgemein wurde oft einfach „Stöck“ genannt. Das Stöck war nicht zuletzt zu unserer Kinderzeit ein gängiges Wort für das Butterbrot: Mam, ech han Honger, kann ech e Stöck han bettelten wir bei Mutter, die uns dann en Schnedd Bruët (eine Brotschnitte) dick mit guter Butter bestrich und mit Zucker als Belag bestreute. Die Zuckerschnedd war eine echte Leckerei für uns. Ein Stöckelche war und ist eigentlich ein kleines Stückchen, bezeichnet aber auch eine lustige Geschichte, eine Anekdote oder ein Verzällche (kleine Erzählung). Bekannt sind beispielsweise die in 1959 erschienenen Eefeler Stöckelcher (Eifeler Anekdötchen) aus der Feder des Heimat- und Mundartforschers Fritz Koenn aus Hellenthal.

Stombs Wellem
Stombs Wellem war ein Blankenheimerdorfer Original, das Seinesgleichen suchte. Er war Wanderschuster und lebte vor mehr als 100 Jahren (um 1900), ob seiner Erzählkunst und lustigen Streiche war er allenthalben beliebt. Einmal war er der Grund dafür, dass im „Dörf“ Pfingsten auf Ostern fiel (siehe Homepage-Seite „Wie´s früher war“). Auf ihn geht auch die heute noch übliche Behauptung zurück, dass es in Blankenheimerdorf alljährlich auf Pengs-Daach (Pfingsten-Tag) schneit. Die Behauptung stimmt. Pengste bedeutet Pfingsten, Daach heißt sowohl „Tag“ als auch „Dach.“ Das Haus der Familie Pfingsten gibt es noch heute im Ort und auf dessen Dach schneit es mit Sicherheit in jedem Jahr. Stombs Wellem hieß mit gut bürgerlichem Namen Wilhelm Pfingsten.

Strombännel (weiches o)
Das Wort müsste eigentlich „Strompbännel“ heißen, weil es „Strumpfband, Strumpfhalter“ bedeutet, „Strombännel“ ist aber leichter auszusprechen. Der Bännel ist allgemein ein Bändel, ein Band oder Bindeseil wie beispielsweise der Strühbännel zum Binden der Getreidegarben. Ein Stromp ist ein Strumpf, die Mehrzahl lautet Strömp, in Blankenheimerdorf war auch der Ausdruck Hosse (weiches s) üblich und analog dazu Hossebännel. Als Kinder trugen auch wir Jungen lange Strümpfe, die mit schwarz-grauem Gummiband am Lievje (Leibchen) befestigt waren. Diesen Strombännelsjummi kaufte man als Meterware beim Stotzemer, einem nach seinem Heimatort Stotzheim so benannten Hausierer, der regelmäßig bei uns erschien. Die gekauften Strümpfe kratzten jämmerlich auf der Haut und waren unbeliebt, die von Mam (Mutter) Selbstgestrickten waren sehr viel angenehmer. Obwohl wir kurze Hosen trugen, blieben die Hossebännele meist unsichtbar, weil die Hosenbeine trotz ihrer „Kürze“ bis knapp über die Knie reichten.

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Suëre Kappes
Suër heißt „sauer“ und Kappes ist „Kohl,“ Suëre Kappes ist somit Sauerkohl oder Sauerkraut, das uns Deutschen im Krieg den Spitznamen „Krauts“ eintrug. Sauerkraut war und ist eins unserer Hauptgerichte, unsere Eltern stellten den Jahresbedarf an Suëre Kappes selber her. Die Höüter (Köpfe) vom wieße Kappes (Weißkohl) wurden mit der Schaav (Krauthobel) zerkleinert, mit Salz und Wacholderbeeren gewürzt und lagenweise in ein dem Bedarf entsprechend bemessenes Stejndöppe (Steintopf, Keramikgefäß) gefüllt. Unser Kappesdöppe daheim fasste 50 Liter. Die einzelnen Lagen wurden mit einem Holzstampfer möglichst fest zusammengepresst, so dass sich zum Schluss eine zentimeterdicke Saftschicht bildete, die den Topf luftdicht verschloss. Das war erforderlich, um eine Fäulnisbildung zu unterbinden. Damit die gestampfte Masse sich nicht lockerte und die Flüssigkeit wieder aufnahm, wurde sie mit einem Tuch und einem passenden Brett abgedeckt und mit einem gewichtigen Stein beschwert. Sauerkraut ist eine gesunde und schmackhafte Kost, bei uns daheim kam wenigstens einmal in der Woche Suëre Kappes önnerenanner (untereinander = mit gestampften Kartoffeln) auf den Tisch.

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