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Quaatsch Es wäre absolut falsch, diesen Ausdruck mit dem allbekannten „Quatsch“ gleichzustellen. Das „Quaken“ der Frösche käme der Sache schon näher, trifft aber auch den Nagel nicht genau auf den Kopf. Quaatsch ist die Bezeichnung für ein lästiges, weinerliches oder wehleidiges Gerede, das dem Zuhörer „auf den Wecker“ geht: Ech kann dä Quaatsch net mieh hüere. In diesem Fall ist Quaatsch männlichen Geschlechts, es gibt aber auch die Quaatsch, und damit ist eine wehleidige oder pingelige Frau gemeint, die bei jeder kleinsten Gelegenheit über ihre Wehwehchen stöhnt: Do oß die Quaatsch ad wier ze jang. „Die Quaatsch“ kann unterdessen auch ein verwöhntes Kind sein, das weinerlich und quengelig seinen Willen durchzusetzen versucht und die Mutter ungehalten reagieren lässt: Jeff die Quaatscherej dran (Hör auf zu plärren). Alternativ wäre in diesem Fall Knaatscherej anwendbar, doch bezeichnet man damit eigentlich eher das Weinen oder Heulen. Wem die Quaatscherej zur Gewohnheit geworden ist, egal ob Frau oder Mann, der ist für die Umwelt en Quaatschmöhn.
quabbele „Kick ens, wie däm Köbes (Jakob) dr Buch üß dr Botz quabbelt,“ wunderte sich Pitter beim Heueinfahren über den etwas beleibten Nachbarn, der mit bloßem Oberkörper schwitzend den Wiesboum (Bindebaum) auf den beladenen Heuwagen wuchtete. Dabei zeigte sein Hängebäuchlein eine deutliche Neigung zum Überwölben der Jüed (Gurt, hier Gürtel). „Quabbele“ war und ist auch heute ein Mundartwort für „hervor- oder herausquellen,“ ganz allgemein auch für „wackeln,“ beispielsweise beim Pudding. Im Zusammenhang mit „wackeln“ spricht man aber meistens von wabbele. Beim Backen daheim quoll manchmal der angesetzte Brotteig stark auf und quabbelte über den Rand der hölzernen Mool (Backtrog), der Inhalt der Mool war dann ein einziges Jequabbels (Gequabbel, Gequelle).
Quadratlaatsche Ein etwas gehässiges, zumindest aber spöttisches oder abwertendes Wort für Schuhe im Allgemeinen und speziell für ungewöhnlich große Fußbekleidung. Laatsche ist der gängige Ausdruck für Schuhe, wer in des Wortes Sinn „auf großem Fuße“ lebt, der besitzt eben Quadratlaatsche. Vor der XXL - Auslage am Schuhgeschäft lästert Herbert: „Mensch Fränz, mot esu ene Quadratlaatsche könnste jlatt üwwer et Wasser loufe“.
quaggele Das Wort ist heute so gut wie ausgestorben. Früher war es ein Ausdruck für zögern, unschlüssig sein, Umstände machen, nicht voran machen, nicht fertig werden. Da hieß es beispielsweise beim Kuhkauf auf dem Viehmarkt: Wat quaggelste dann noch, schlaach en (Was zögerst du denn noch, schlag ein), und Mam (Mutter) mahnte den Sprössling beim Aufräumen des Kinderzimmers: Quaggel net eröm, maach vüeraan (trödele nicht herum, mach voran). Quaggele war auch ein Ausdruck für das mühsame oder entbehrungsreiche Alltagsdasein, der Durchschnitts-Eifeler hatte ze haggele on ze quaggele (Mühe und Plage), um seine Familie satt zu machen. Wer an allem und jedem etwas auszusetzen fand, war ein Quaggeler oder eine Quaggelesch (Nörgler / Nörglerin), und deren dauernde Quaggelej wurde allgemein als Quaggelskroom (Kleinlichkeitskrämerei) bezeichnet.
Quante Das Wort hat absolut nichts mit der Quantentheorie der gelehrten Physiker zu tun, es bezieht sich vielmehr auf die menschlichen Extremitäten, vornehmlich auf die Füße. Die nämlich wurden allgemein „Quante“ genannt, gelegentlich auch Schochele, wenn es sich um ungewöhnlich große Gehwerkzeuge handelte. Da gab es unter anderem die Redewendung „Dä hät Quante wie Konnersärch, mot denne Schochele könnt dä jlatt üwwer et Wasser loufe“ (Der hat Füße wie Kindersärge, damit könnte er glatt übers Wasser laufen). Trat man im Gedränge versehentlich dem Nachbarn auf den Fuß, hieß es entrüstet: „Dohn deng Quante van menge Ziëne“ (Nimm deine Füße von meinen Zehen). Im Dorf lebte früher ein Mann, der tatsächlich Riesenfüße besaß und über den die Leute witzelten, daß er an der Haustür „drejmool zeröcksetze“ (dreimal zurücksetzen, also rangieren) müsse, um ins Haus zu gelangen. Ein besonders abfälliges und fieses (hässliches) Wort für die Füße war Schwejßquante (Schweißfüße). In seltenen Fällen wurden auch die Hände als Quante bezeichnet, beim Berührungsverbot etwa: „Loß deng Quante dovan“ (Laß deine Finger davon).
Quass Im Wörterbuch steht „Quast,“ unsere holländischen Nachbarn schreiben „Kwast,“ gemeint ist in jedem Fall ein breiter Pinsel zum Anstreichen großer Flächen. Die Wortverwandtschaft mit „Quaste“ ist unverkennbar. Als es die heute übliche Malerrolle noch nicht gab, war der Wießquass (wörtlich = Weißquast) für den Aanstricher (Anstreicher, Maler) ein unverzichtbares Werkzeug, wenn beispielsweise zur Kirmes Stube und Küche jewieß (geweißt) wurden. Für den Wand- und Deckenanstrich brauchte man Kalkfarbe, die durch Zugabe einer bestimmten Menge Magermilch haltbarer gegen Abrieb gemacht wurde. Dieses Rezept wendete unter anderem mein Patenonkel Stoffel (Christoph) aus Esch (bei Jünkerath) an, der Anstreicher war. Die Arbeit mit dem breiten Wießquass war anstrengend und es bedurfte schon einer guten Portion Geschicklichkeit, um eine große Fläche streifenfrei zu „bepinseln.“
Quegge Der Ausdruck ist unverkennbar vom hochdeutschen Wort „Quecke“ abgeleitet. Die gemeine Quecke ist als grasartiges Unkraut beim Landmann und Hobbygärtner gleichermaßen unbeliebt. Bei der Feldbestellung im Frühjahr sammelten sich die oft armlangen braunen Wurzeln der Quegge zwischen den eisernen Eggenzähnen zu ganzen Klumpen. Ohm Mattes schichtete das Unkraut am Koppenn (Kopfende) des Feldes zusammen, wo es trocknete und später verbrannt wurde.
Quellmänn Das Wort ist im gesamten Rheinland bekannt und bezeichnet schlicht die Pellkartoffel. Duftend und dampfend direkt aus dem Kauchpott (Kochtopf) heiß auf den Tisch waren und sind Quellmänn eine gesunde, wohlschmeckende und billige Köstlichkeit mit zahllosen Arten der Zubereitung. Zu meiner Kinderzeit waren sie das Essen des kleinen Mannes: Jrompereschloot (Kartoffelsalat) etwa, Herring (Hering) mot Quellmänn, gebratene Quellmännscheiben oder einfach aufgebrochene heiße Quellmänn mit etwas Butter dran, - auch heute ein Genuß. Wenn die Schale fehlerfrei und gut gereinigt ist, kann man sie sogar mit verzehren. Besonders köstlich sind Quellmänn aus einem Boden, der Jahrzehnte lang keinen Kunstdünger „gesehen“ hat, wie beispielsweise daheim unser Garten.
Quetschböggel (weiches ö) Das allbekannte scherzhafte Mundartwort für die Ziehharmonika jeglicher Art, regional auch Quetscheböggel, Quetschkommod oder ganz einfach Quetsch genannt. Die Kölner Version „Quetschebüggel“ ist, obwohl artverwandt, für die Eifel geradezu unmöglich. Zu unserer Kinderzeit gab es noch den, inzwischen überholten Ausdruck Monnika als Wortteil von „Harmonika.“ Der Quetschböggel war und ist auch heute noch ein beliebtes Hausmusikinstrument, meine eigene, fast 50 Jahre alte „Verdi III“ gammelt allerdings seit Jahrzehnten auf dem Dachboden vor sich hin. Bis vor wenigen Jahren erfreuten wir uns im Ortsteil Kippelberg des Öfteren an lauen Sommerabenden kostenloser Gartenlaubenmusik: Der Nachbar spielte auf seinem Quetschböggel bekannte Melodien und die Gattin sang dazu den Text, - musikalischer Genuss zum Feierabend. In den Nachkriegsjahren gab es bei uns eine „Tanzkapelle“: Schröder-Jupp (Trompete), Schlemmer-Fritz (Schlagzeug), Schlemmesch Köbes (Quetschböggel) und mein Vater Vossen-Hein (Geige). Die Vier produzierten gewiss keine überwältigende Musik, aber der Rhythmus stimmte und die Leute konnten tanzen.
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