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Waachhecke Der Eifeler Name für den Gemeinen Wacholder. Der stachelige Immergrün wird bis zu fünf Meter hoch und war in 2002 Baum des Jahres. Auf den Kalkmagerböden der Flurbereiche Katzekuhl und Bierth bei Blankenheimerdorf gab es noch nach dem Krieg größere Wacholderbestände. Hier holten sich die Bauern bündelweise Waachhecke als Würzzusatz beim Räuchern nach der Hausschlachtung. Tatsächlich verleiht der Wacholder beispielsweise dem Eifeler Räucherschinken eine köstliche Duft- und Geschmacksnote. Der Wacholder ist heute naturgeschützt, nur noch die Beeren dürfen eingesammelt werden. Mit ihrem Wacholderschutzgebiet „Lampertstal“ besitzt die Gemeinde Blankenheim das größte zusammenhängende Schutzgebiet dieser Art in NRW und das Drittgrößte in der Bundesrepublik Deutschland.
Waasem Der Waasem ist in erster Linie eine Sode, ein „ausgestochenes Rasenstück,“ wie die Suchfrage im Kreuzworträtsel lautet. Das Wort kann aber auch allgemein auf eine Gras- oder Wiesenfläche angewandt werden, beispielsweise brachte Mam daheim die Wäsche für ze blejche op dr Waasem (zum Bleichen auf den Rasen). Üblich war auch die Redewendung Rouh hammer iësch, wemmer önner dem Waasem leije (Ruhe finden wir erst im Grab). Bei der „Schiffelwirtschaft“ wurde auf dem Ödland dr Waasem jeschällt (die Grasnarbe abgeschält) und nach dem Trocknen zusammen mit Gestrüpp und Ginster verbrannt. Beim Ausheben von Drainagegräben wurde die Grasnarbe in dicken rechteckigen Soden abgehoben, die Wääsem (Mehrzahl von Waasem) wurden nach dem Verlegen der Rohe wieder fürs Abdecken der Gräben verwendet. Das Werkzeug für diese Grabenarbeit war das Wessebejel (Wiesenbeil), eine Doppelhacke mit einer senkrechten Klinge zum Schneiden und einer flachen Haue zum Abheben der Soden. Wääsem brauchten unter anderem auch die Köhler zum Abdichten ihrer Meiler. Das Segelflugplatzgelände in Wershofen (Kreis Ahrweiler) trägt die Bezeichnung Om jrööne Waasem (Auf der grünen Wiese).
Waisch Regional die Bezeichnung von Lager- oder Stapelraum für Getreide in der Scheune. Im Regelfall war die Tenne der Mittelpunkt, sie lag meistens neben dem Stall, dessen Decke von der Tenne her erreichbar war und als Heustall (Heuboden) diente. An der anderen Tennenseite lag die Waisch, der bis unters Dach reichende Stapelraum. Um bei den üblichen engen Raumverhältnissen möglichst viel Platz zu schaffen, lag der Boden der Waisch häufig unter dem Tennenniveau, bei uns daheim musste man fast einen Meter tief in die Waisch hinab steigen, deren Boden aus einer starken Balkenlage bestand. Das Gegenstück der Waisch und ebenfalls Lagerraum war der Steijer (Steiger), eine Balkendecke etwa vier Meter hoch über der Tenne. Im Getreidevorrat lebten Ratten und Mäuse, die sich im Verlauf des Flegeldreschens in die untersten Schichten des Kornstapels zurückzogen. In der Waisch gab es zum Schluß regelrechte „Rattenschlachten,“ wenn die Schädlinge unter den letzten Garben zum Vorschein kamen und die Dreschmannschaft ihnen mit Knüppeln den Garaus machte. Wir hatten eine ungewöhnlich große gelb-weiße Katze, die sich intensiv an der Rattenjagd beteiligte.
erop - zeröck
Wakkant Ein anderes Wort hierfür ist Faaskant. „Faskante“ ist ein Begriff aus der Holzverarbeitung und bezeichnet eine abgeschrägte Kante oder Fläche am Werkstück. Die Fensterscheibe zum Beispiel ist auf der Innenseite des Holzrahmens zur Optimierung des Lichteinfalls mit abgeschrägten „Fasleisten“ befestigt. Faskanten wurden zu Großvaters Zeiten mit dem speziellen Faashobbel (Hobel) von Hand an das Werkstück gearbeitet, eine enorme Knochenschinderei. Die Faaskant war also eine absichtlich hergestellte Abschrägung, die Wakkant dagegen war ein Holzschaden, der den Ersatz des betreffenden Werkstücks erforderlich machte. Die Wakkant konnte unter anderem durch Absplittern oder Einreißen entstehen, Schalbretter besaßen eine natürliche Wakkant an der Rindenseite, und schließlich konnte nachlässiges Hobeln dazu führen, dass ein Holzteil üß dem Winkel geriet (nicht mehr rechtwinklig war) und wakkantich wurde. Mit wakkantigen Bauteilen war keine saubere Arbeit möglich.
Wann Der „Wann“ war zur Zeit unserer Eltern ein bei der Getreidereinigung unentbehrliches Gerät, ein wannenartiger flacher Korb aus Weidengeflecht, etwa einen Quadratmeter groß, mit zwei Handgriffen und einem etwa 30 cm hohen Rand, der sich an den beiden Griffseiten zur Vorderkante hin verjüngte. Das Gerät hieß offiziell „Getreideschwinge“. Das mit dem Flegel ausgedroschene Getreide wurde portionsweise in den Wann gefüllt, mehrfach in die Höhe geworfen und wieder aufgefangen. Dabei wurden durch den Luftzug Kaaf und Staub von den Körnern getrennt, nach Möglichkeit wurde zusätzlich Durchzug auf der Scheunentenne erzeugt. Das Wannschwingen war harte Knochenarbeit.
wann Wie im Hochdeutschen, so leitet wann auch im Dialekt einen Fragesatz ein, typisch für die Eifel ist aber auch seine Anwendung im Sinne von „locker, undicht, wackelig.“ Wenn beispielsweise das Moosfass (Musfass, Sauerkrautfass) undicht war, war es wann geworden und die Spannreifen musste nachgezogen werden. In der Sommerhitze wurden sehr oft die Stiele von Heurechen oder Gabeln wann, weil das Holz eintrocknete und sich in der Halterung lockerte. Durch intensives Anfeuchten quollen die Stiele rasch wieder auf und der Schaden war vorübergehend behoben. Wo es anging, stellte man das Werkzeug einfach in den nächsten Bach. Mit dem Hauptwort Wann bezeichnete man bei uns die „Kornschwinge,“ den flachen Korb zum Reinigen von Ausdrusch auf der Tenne. Wann wor dr Wann wann? Dieses Wortspiel beinhaltet alle drei Anwendungen von wann, die freie Übersetzung lautet nämlich „Wann war die Kornschwinge wackelig.“
Wannmöll (weiches ö) Analog zum Wann die „Wannmühle“, eine handbediente Maschine zur mechanischen Getreidereinigung. Die offizielle Bezeichnung ist „Windfege“. Der Wann wurde in der Maschine durch ein Schüttelsieb ersetzt, das nur die Körner und die Kaaf durchfallen ließ. Ein Windrad erzeugte einen kräftigen Luftstrom, der im Sinne des Wortes „die Spreu vom Weizen trennte“ und wegblies. Die Kaaf war als Viehfutter oder als Füllung für den Kaafsack verwertbar. Ähren, Strohreste oder sonstiges grobes Material sammelten sich separat in einer Auffangvorrichtung am rückwärtigen Teil der Maschine. Die gereinigten Körner, auch Kidder genannt, wurden unter der Schüttung im Wann aufgefangen. Ein Vorgänger der Wannmöll war die Fauch, eine Maschine mit ähnlichen Funktionen.
Wasserkall Kall ist das Eifeler Dialektwort für „Rohr“ oder „Rinne,“ die Daachkall (Dachrinne) beispielsweise oder die Düwelskall (Felshöhle im Waldbereich „Urbach“ bei Nonnenbach). Die Wasserkall war früher ein Bestandteil des Fensters, so seltsam das auch klingt. Die Wärmedämmung der Fenster war damals, bedingt durch die einfachen und dünnen Rutte (Glasscheiben) sehr gering, bei Minusgraden im Freien gefror drinnen über Nacht die Luftfeuchtigkeit zu prächtigen „Eisblumen,“ die beim späteren Abtauen Wasserlachen auf dem Fensterbrett zurückließen. Um das zu verhindern, wurde dicht auf dem Fensterbrett eine muldenartig ausgefräste Holzleiste an den Fensterrahmen geschraubt. Diese Wasserkall fing die Nässe auf. Die Rinne war in der Fenstermitte geringfügig vertieft, so dass sich hier das Wasser sammelte und durch ein zentimeterdickes Bleirohr nach außen abgeleitet werden konnte. Das Bleirohr bezog der Schreiner als Meterware, die Ableitung führte schräg abwärts durch den Wasserschenkel (unterer Teil des Fensterrahmens) nach außen. Das Blei sollte ein Zufrieren des Röhrchens verhindern, was aber bei größerer Kälte nicht klappte. Vielfach war auch nach wiederholtem Anstrich der „Abfluß“ durch Lackfarbe verstopft. Die Wasserkall war kaum mehr als ein Behelf, nix Haleves on nix Janzes, wie der Eifeler sagt. An unseren heutigen Isolierglasfenstern ist eine Wasserkall nicht mehr erforderlich.
Week Die Eifeler Week ist alles andere als die englische Woche und wird auch nicht „wiek“ gesprochen. Eine Verbindung zur englischen Sprache besteht aber vermutlich doch, denn Week wurde bei uns der Lampendocht genannt und der wiederum heißt auf Englisch „Wick“. Im Krieg, als wir keinen elektrischen Strom hatten, waren wir auf die Stejnollichslüech (Petroleumlampe) als Lichtspender angewiesen. Deren Week verkohlte nach längerem Betrieb am Brennerrand und mußte mit einer besonderen Schere geschneuzt (gereinigt, beschnitten) werden. Wenn die Lüech nur noch funzelte, meinte unsere Jött ärgerlich: „Dräh ens die Week jät erop, die moß jeschneuz were“ (Dreh den Docht mal etwas hoch, der muß geschneuzt werden). Das Schneuzen in diesem Zusammenhang erregte stets unsere Heiterkeit. Der Lampendocht war übrigens in Eifeler Mundart weiblichen Geschlechts: Die Week.
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Wehrries Hochdeutsch „Wehrreis“, bezeichnet ein früher übliches Sperrzeichen an Feld- oder Wiesenflächen. Es verbot (wehrte) in erster Linie das Beweiden durch Wanderschafherden und Weidevieh, aber auch das Befahren etwa mit dem Ackerwagen und das Aufsammeln von Getreideähren. Der Ausdruck Wehrries war ausschließlich in Blankenheimerdorf üblich (Rheinisches Wörterbuch Band 9 Spalten 355/56), allgemein gebräuchlich war die Bezeichnung Strühwösch oder auch Strühwöüsch (Strohwisch). Das Wehrries war ein in die Erde gesteckter mannshoher Stock, an dem ein Bündel Stroh oder Ginster befestigt war. Gelegentlich benutzte man auch einen belaubten Ast aus dem nächsten Busch, ein Ries (Reis) also, daher der Name Wehrries. Der Strohwisch und damit auch das Wehrries waren noch um 1900 als rechtsverbindliches Zeichen in den Feldpolizeiverordnungen der Länder festgeschrieben.
Weischkeißel Der Weischkeißel war der früher unentbehrliche, heutzutage weitgehend überflüssige Waschkessel, das „Lieblingsgerät“ der Hausfrau. Ursprünglich war es ein möglichst großer Topf, der auf dem Herd erhitzt wurde, beispielsweise der Apperatekeißel (Einkoch- Einweckkessel), der als Universalgerät für alle umfangreichen Kochprozeduren Verwendung fand. Fürs Wäschekochen war er allerdings eigentlich zu klein. Wer es sich leisten konnte, der legte sich einen speziellen ortsfesten Weischkeißel zu. Das war in der Regel ein aus Schamotte gemauerter kreisrunder zweiteiliger Ofen. Im Unterteil befand sich die Feuerung, die mit Holz oder Kohlen beschickt wurde, das Oberteil enthielt den eigentlichen Kochkessel mit einem gut schließenden Deckel. Der Kesseleinsatz hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter, war aus Kupfer und besaß einen Ablasshahn zum Entleeren. An der Rückseite des Oberteils wurde die Oëwespief (Ofenrohr) für die Rauchableitung in den Kamin aufgesteckt. Mangels einer besonderen Weischköch (Waschküche) stand bei uns daheim der Weischkeißel im Huus (Küche) unter dem offenen Kamin. Alte Weischkessele (Mehrzahl) findet man heute gelegentlich als Blumenbehälter in Vorgärten und Anlagen.
Wejerberch Übersetzt : Weiherberg, ein spezieller „Dörfer“ Ausdruck, Flurbezeichnung am nördlichen Ortsrand an der Straße „Im Weiher,“ deren Verlängerung als befestigter Wirtschaftsweg über die Wejerberchbröck (Brücke) die ehemalige Ahrtalbahn überquert. Neben dem zur Brücke führenden Straßendamm lag bis zur kommunalen Neuordnung die örtliche Müllkippe, die den nächsten Anliegern ein ständiger Dorn im Auge war. Im Jahr 1954 ließ Bürgermeister Schang (Johann) Leyendecker wegen der dauernden Proteste auf der Müllhalde Rattengift auslegen und bestellte bei meinem Vater Vossen-Hein ein entsprechendes Warnschild für die Kippenbenutzer: „Vorsicht, Rattenköder ausgelegt.“ Ich selber habe stundenlang über der Beschriftung geschwitzt. Monatelang prangte das Schild auf dem Müllberg, der Ratten wurden aber immer mehr, woraus clevere Zeitgenossen den Schluss zogen, dass es sich wohl um „Leseratten“ handeln müsse, die der deutschen Schrift mächtig seien und sich entsprechend der Schilderwarnung vor dem Gift in Acht nähmen.
Wirwel Der mundartliche Wirwel war ein selbstgefertigter hölzerner Verschluss an Türen, Fenstern, Möbelstücken oder Truhen, eine Art Riegel oder Feststeller mit der offiziellen Bezeichnung „Vorreiber,“ der heute noch in den verschiedensten Formen aus Metall hergestellt wird. Wirwel ist abgeleitet von „Wirbel“ und deutet auf eine Drehfunktion hin. Tatsächlich war der Wirwel in der Regel zum Ver- oder Entriegeln drehbar, gelegentlich wurde aber auch der hölzerne Schiebeverschluss als Wirwel bezeichnet. Unsere beiden schmalen Huusfenstere (Küchenfenster) daheim besaßen als Verschluss einen Wirwel. Eins der Fenster wurde nie geöffnet, der Wirwel war im Lauf der Jahre durch wiederholtes Lackieren des Fensterrahmens festgeklebt und nicht mehr drehbar. Auch unsere Kellertür wurde durch einen, auf den Rahmen geschraubten massiven Holzwirwel verschlossen, ein richtiges Schloss gab es nicht.
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