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Pääps Ein zu unserer Kinderzeit gängiges Wort für ein spezielles, besonders schmackhaftes Stück Fleisch aus der Schweineschulter zum Kochen oder Schmoren. Der Hausschlachter schnitt die Pääps sorgfältig entsprechend dem Kundenwunsch zurecht. Zum Brijittefess (Brigidafest, 01. Februar) kam „Tant Marie“ aus Köln zu Besuch und holte sich „ihre“ Pääps von der Winterschlachtung ab. Die Pääps als Geschenk war ein Beweis für Wertschätzung. Bei uns daheim fand das dreieckige Schulterblatt der Pääps Verwendung als Suppenknochen, wir Pänz nagten das letzte Fisselchen Fleisch vom Knochen ab.
Pastillcher Wenn wir Kinder früher Halsweh oder Husten hatten, drückte uns Mam ein kleines Tütchen in die Hand: „Pastillcher für dr Hals“. Die kaufte man im Allerweltsladen, wo damals auch rezeptfreie Mittel wie Aspirin oder Spalttabletten erhältlich waren. Die rautenförmigen dünnen Lakritzpastillen sollten wir auf der Zunge zergehen lassen, weil sie dann besser wirkten. Wir zerkauten sie aber, das ging schneller und brachte „mehr Geschmack“. An der Krambude auf der Blankenheimer Kirmes gab es „Salmiakpastillcher“ in kleinen Blechdosen zu kaufen. Die waren bei uns begehrt, ebenso die tropfenförmigen „Veilchenpastillen“, – Kleinigkeiten, die nur Pfennige kosteten, die für uns aber kostbar waren.
Pastuësch Der katholische Dorfpfarrer wurde Pastur (Pastor) genannt, die „Pastuësch“ war seine Haushälterin, die ihm auch das Essen kochte und somit gelegentlich als Pastuësch Kauch (Koch, hier Köchin) betitelt wurde. Pastuësch ist schwer zu definieren, am ehesten trifft „die Pastor´sche“ zu, in jedem Fall ist eine zum Pastor gehörende Person gemeint. Die Pastuësch war in der Regel eine nahe Verwandte des Pfarrers, bei Dechant Hermann Lux (1936 bis 1952) beispielsweise war es dessen Cousine Gretchen Lux und bei Pastor Ewald Dümmer (1960 bis 1988) führte seine Schwester Martha Dümmer den Haushalt. Gretchen Lux war für ihre Kochkunst bekannt, wenn es bei uns daheim nach einer Hausschlachtung ans Wuëschte (Wursten) ging, war sie eine unentbehrliche Hilfe bei der Herstellung der diversen Blut-, Leber- und Bratwürste. Martha Dümmer rief mit mehreren Frauen aus dem Dorf den „Paramentenverein“ ins Leben und war viele Jahre in der Leprahilfe tätig.
Patt Das Wort steht in keinem Zusammenhang mit dem unentschiedenen Ausgang eines Spiels oder einer Wette (Pattsituation). „Patt“ ist in der Eifel der weit verbreitete Ausdruck für den Taufpaten. In der Regel wird unterdessen das liebevoll klingende Pättche angewandt, dabei gilt dieses Kosewort als Anrede sowohl für den Paten als auch für das Patenkind. Oft wurde der leibliche Onkel als Taufpate gewählt, den redeten dann alle Familienmitglieder mit Ühem Pättche an. Dem „Patenonkel“ gereichte es sehr zur Ehre und er fühlte sich geschmeichelt, wenn die Verwandtschaft gelegentlich eines Besuches feststellte: Dä Jong kött janz op se Pättche (schlägt seinem Patern nach). „Patt“ war gelegentlich aber auch ein Kindername für alleinstehende ältere Männer, in der Regel Junggesellen. Einen solchen gab es bei uns in der Nachbarschaft: Kaue Patt. Bei uns Kindern war er unbeliebt, er schimpfte dauernd mit uns herum, wir nannten ihn deshalb et Knotterdöppe
Peek Das Wort ist so gut wie vergessen, wer heute nach der Bedeutung von „Peek“ fragt, erntet selbst bei den meisten Senioren nur ein Achselzucken. Die Peek oder auch Pief ist derart alltäglich und selbstverständlich, dass es heute für sie kaum noch einen eigenen Mundartnamen gibt: Die Abschlussspitze an den beiden Enden des Schnürsenkels, die das Enrejhe (Einfädeln) erleichtert und außerdem das Opreffele (Aufspleißen) des Gewebes verhindert. Die Peek war früher eine Bleichpetsch (Blechklammer,Tülle), heute besteht sie meistens aus Kunststoff. Alte Standardwörter für die aus speziellem Senkelblech hergestellte „Senkelnadel“ waren „Pinke“ und „Pfeife,“ hieraus und aus „Pike“ (altes Wort für Spieß) sind vermutlich das mundartliche „Peek“ und das weniger häufig gebrauchte „Pief“ entstanden. Auch das holländische „Piek“ (Spieß) ist mit der Peek verwandt.
Peisch Zu jedem Haus im Eifeldorf gehörte früher eine mehr oder weniger große Wiesenfläche, die allgemein in Verbindung mit dem Hausnamen „Peisch“ hieß, in Blankenheimerdorf beispielsweise Scholtesse Peisch oder Jasse Peisch. Auch bei uns daheim gab es direkt vor dem Haus den Peisch, die Wiese hinter dem Haus war dr Bongert. Generell war der Peisch eine Wiese am Haus, die Bezeichnung für Wiesen allgemein war Bähne, oft als Flurbezeichnung gebraucht: Em Lenzebähne, Em Sengelsbähne. Aber auch außerhalb des Dorfes gelegene, meist eingezäunte Streuobstwiesen trugen oft den Namen ihres Besitzers mit dem Zusatz „Peisch.“ Eine willkürliche Verhochdeutschung von Peisch ist „Pesch,“ in Flurkarten beispielsweise oder bei Straßennamen: Tonnenpesch, Räuberspesch. In der Nachbargemeinde Nettersheim gibt es die Ortschaft Pesch, im Volksmund „Peisch“ genannt, und ein Stadtteil von Köln heißt ebenfalls Pesch. Die Wiesen auf dem Gelände der Hofwüstungen „Bierth“ und „Schneppen“ waren bis um die 1970er Jahre verpachtet: Auf Bierther Peisch erntete unser Nachbar Klinkhammer Heu, den Schneppe Peisch hatte Nachbar Rütz gepachtet.
Penn-Pittche (weiches e) Penn-Pittche war ein bekannter und beliebter Schuster in Blankenheimerdorf, sein richtiger Name war Peter Warler. Den ortsüblichen Namen Penn-Pittche verdankte er seinem Schuhmacherberuf. „Penn“ ist die mundartliche Bezeichnung für Stift, Nagel, Nadel, Dübel (Englisch: Pin). Im vorliegenden Fall sind speziell die Holznägel gemeint, mit denen der Lappe (Schuhsohle) an der Brandsoll (Brandsohle) befestigt wurde. Penn-Pittche bedeutete somit „Holznagel-Peter.“ Früher gab es noch keinen Alles- oder Sekundenkleber, zusätzlich zum „Schusterleim“ musste daher die Sohle „jepennt“ werden. Die Holznägel wurden meist aus Buchen- oder Birkenholz hergestellt, sie mussten trocken verarbeitet werden und wurden erst beim Einwirken von Feuchtigkeit durch Aufquellen dauerhaft haltbar. Die Nagelstelle wurde durch Einschlagen der Schusterahle „vorgebohrt.“ Die Holzpenn sind längst durch moderne Klebstoffe überflüssig geworden, für traditionsbewusste Liebhaber werden aber auch heute noch „Holzgenagelte“ hergestellt.
Pieferühr Wörtlich „Pfeifenrohr“ in der Bedeutung von „Ofenrohr“, das allgemein Pief (Pfeife) hieß. Seltener war die Bezeichnung Oëwespief (Ofenpfeife). Im alten Bauernhaus führte das Pieferühr des Stubenofens durch die Zimmerdecke, ragte im darüber liegenden Schlafgemach der Eltern meterhoch aus dem Fußboden und führte erst dann in den Kamin. Der Grund: Durch das heiße Pieferühr war das Schlafzimmer stets angenehm temperiert.
Pitterzaudech Ein typisches Eifeler Wort für „Diarrhö,“ was auf gut Deutsch „Durchfall“ bedeutet. „Pitterzaudech“ besteht eigentlich aus drei Einzelwörtern: Pitter zau dech, und heißt übersetzt „Peter beeile dich.“ Andere landläufige Ausdrücke sind Dönndreß, Dönnflitsch, Flöcke Pitter, Schnelle Otto, oder ganz einfach Dr Dönn. Bei uns daheim gab es eine etwas seltsame Kombinationsformel: Zau dech Pitter maach flöck (beeil dich Peter mach schnell). Im Hochdeutschen gibt es noch den Dünnpfiff, den Dünnschiss und den etwas ungewöhnlichen Ritschritsch. Ein gefürchteter Pitterzaudech ist „Montezumas Rache,“ kaum ein Tropen- oder Südamerikaurlauber, den dieser Reisedurchfall nicht gepeinigt hätte. Montezuma war ein Aztekenfürst, der vor seinem Tod die weißen Eindringlinge verfluchte und schwor, daß sie unter seiner Rache fürchterlich zu leiden haben würden. Ein Kollege, den ich geärgert hatte, wünschte mir dr jlöhende Dönndreß (den glühenden …) an den Leib, gottseidank ging sein unchristlicher Wunsch nicht in Erfüllung. Wer auf dem Heimweg, etwa von der Kneipe, vom Zaudechpitter überfallen wird, der tut gut daran, sich äußerst behutsam zu verhalten, eine unvorsichtige Bewegung nämlich geht unweigerlich en de Botz (in die Hose). Ein langdauernder Zaudechpitter, der sich erst nach Jahren „verzieht“ und nur selten ganz verschwindet, ist auch die natürliche Folge einer „Hemikolektomie“ (Entfernung des halben Dickdarms). Daran gewöhnt man sich aber mit der Zeit.
Pitteschdaach Die Pfarrkirche von Blankenheimerdorf ist den Apostelfürsten Petrus und Paulus geweiht. Deren Namensfest am 29. Juni war früher ein hoher kirchlicher Fest- und Feiertag fürs Dorf mit festlichem Gottesdienst und einer Prozession ähnlich wie Fronleichnam. Zu „Pitteschdaach“ (wörtlich = Peterstag) kam aus nah und fern die Verwandtschaft zu Besuch und wurde dem Anlaß entsprechend festlich mit Taat (Eifeler Torte) und Streukooche (Streuselkuchen) bewirtet, auf den Mittagstisch kam sogar ein saftiger Schweinebraten. Was Pitteschdaach für Blankenheimerdorf, das war Brijittefess (Brigidafest am 01. Februar) für den Nachbarort Nonnenbach. Die dortige Kapelle ist der heiligen Brigida geweiht.
Pitteschholz Das Wort bedeutet „Petersholz“ und ist die Flurbezeichnung für den Waldbereich von Blankenheim-Wald aus in Richtung Milzenhäuschen und Krekel, durch den die heutige Bundesstraße 258 verläuft. Im Petersholz wurde früher Eisenerz abgebaut. Zwischen Blankenheim-Wald und Milzenhäuschen hatte seinerzeit die Wehrmacht beiderseits der Straße erhebliche Mengen Munition und Sprengstoff deponiert, die nach dem Krieg an Ort und Stelle gesprengt wurden. Reste blieben aber trotzdem unentdeckt. Für die Neutrassierung der Straße musste ein breiter Streifen Wald gerodet werden. Die Waldarbeiter Heere Paul, Bahne Mattes und Kochs Pitter (Paul Hoffmann, Matthias Schlemmer, Peter Koch) waren beim Verbrennen des Reisigs, als es plötzlich im Feuer fürchterlich krachte, - im Waldboden versteckte Munition, deren Explosion glücklicherweise keinen Schaden anrichtete.
Pläät Die Pläät, regional auch Plaat, ist das weithin bekannte Mundartwort für „Glatze, Kahlkopf.“ Eine etwas hinterhältige Form ist Pläätekopp. Die Pläät kann manchmal echt nützlich sein, denn Wä en Pläät hät, bruch sech net ze kämme (Die Glatze erspart den Kamm). Ein etwas widersinniges Wort besagt Besser en Plätt, wie jarkejn Hoor (Besser eine Glatze, als gar keine Haare). Eine ganz bestimmte Pläät, nämlich die von Hans Hääp Klaßen, bleibt in Blankenheimerdorf in bester Erinnerung. Am 12. Mai 1972 – es war der Karfreitag – tagte im Hotel Schmitz-Cremer die Interessengemeinschaft Wiesenfest Für os Pänz (Für unsere Kinder). In der anschließenden Bierrunde behauptete Hääp, er würde sich für 100 DM en Pläät schnegge lassen. Unverzüglich blätterte Johann Klobbe Friederichs einen Hunderter auf den Tisch und Hääp musste an Ort und Stelle Haare lassen. Horst Simmler führte den Rasierer, begleitet vom Gejohle der Anwesenden. Dann aber wurde es mäuschenstill: Hääp wog etwas nachdenklich den „Blauen“ einen Augenblick lang in der Hand – und steckte ihn in die Wiesenfest-Spardose. „Für os Pänz“ war vor einem Jahr erst gegründet worden, 100 D-Mark für die Wiesenfestkasse waren ein wahrer Reichtum. Hääps Gute Tat bleibt unvergessen.
Ploochschlejf Wörtlich übersetzt „Pflugschleife, Pflugschleppe“, eine Vorrichtung für den Transport des Pfluges auf der Straße. Das Pflügegerät des „kleinen Mannes“ war zur Zeit unserer Eltern und Großeltern der leichte einscharige Karren - Wendepflug, dessen Führungsteil zwei Räder besaß. Die Ploochschlejf bestand aus zwei starken, etwa 1,5 Meter langen und V-förmig zusammengefügten Rundhölzern. Für den Transport wurde der Pflugbalken mit Schar und Sterzen waagerecht gedreht und auf die Schlejf gelegt. Deren beide Enden waren von oben her so zwischen Schar und Grindel gesteckt, daß sie zwei schräg nach hinten ragende „Beine“ bildeten, auf denen der hintere Pflugteil auflag und jeschlejf (geschleppt) wurde. Die Ploochschlejf verursachte fürchterliches Knirschen und Scharren und hinterließ deutliche Schleifspuren.
Poss-Mechel Poss-Mechel war Landwirt, Küster, Organist, Chorleiter und Postzusteller in Blankenheimerdorf. Sein richtiger Name war Michael Jentges, nach seinem Hausnamen wurde er häufig auch „Karels Mechel“ genannt. Im Hause Jentges auf dem Kippelberg (Ortsteil) war jahrzehntelang eine Nebenstelle der Post eingerichtet. Während Vater Michael mit dem schwer beladenen Fahrrad Pakete und Briefe zustellte, bedienten am kleinen Schalterfensterchen im Flur links neben der Haustür Ehefrau Agnes oder Tochter Christel die Kundschaft. Poss-Mechel war im Jahr1892 geboren und hat noch im ersten Weltkrieg „gedient.“ Er wurde von der Militärregierung als erster Bürgermeister von Blankenheimerdorf nach dem zweiten Weltkrieg eingesetzt. Über die Kriegs- und Nachkriegsjahre von 1941 bis 1952 hat Karels Mechel für die Nachwelt wertvolle Aufzeichnungen hinterlassen. Mechel starb im Oktober 1979 im Alter von 87 Jahren.
poste Das mundartliche Zeitwort „poste“ wurde bei der Veredelung von Obstbäumen angewendet. Beim so genannten „Pfropfen“ wird ein Edelreis auf ein Trägerstämmchen aufgesetzt. Diesen Vorgang nannten unsere Eltern „poste“. Im Saargebiet gab es den ähnlich klingenden Ausdruck „posse“. Es gab und gibt bei uns auch das Hauptwort Poste, das aber den „Pfosten“ bezeichnet und mit poste nicht in Zusammenhang steht. Den Pfropfen als Flaschenverschluss nennt der Eifeler Stoppe (Stopfen). Mein Ohm Mattes hat seinerzeit einmal ein Edelapfelreis auf ein Holzapfelstämmchen „jeposs“ (gepfropft). Das Ergebnis war eine etwas seltsame, aber wohlschmeckende Apfelsorte. Leider ging der junge Baum nach wenigen „fruchtbaren“ Jahren ein. Ein umgekehrter Versuch – Holzapfel auf Edelstamm – blieb erfolglos.
Pottloh Pottloh ist eigentlich kein echtes Mundartwort, vielmehr die offizielle Bezeichnung für eine spezielle schwarze Graphitfarbe, hitzebeständig und damit insbesondere für den Anstrich gusseiserner Öfen geeignet. Einmal im Jahr, meistens zur Kirmes, wurden im Eifelhaus der eiserne Kanonenofen und die Pief (Pfeife, hier = Ofenrohr) jepotloht (gepotloht, gestrichen). Manchmal wurde auch die Pief mit Silberbronze behandelt, das sah etwas vornehmer aus, fiel aber unter den Oberbegriff „Pottloh.“ Das aufgetragene Pottloh war zunächst stumpf und unansehnlich, nach der Trocknung wurden die Flächen aber kräftig mit einer Bürste bearbeitet und dann glänzte der Ofen wieder wie neu. Die Graphitfarbe roch intensiv und penetrant, sie stank geradezu. Der Geruch steckte nach dem Anstreichen mehrere Tage lang im ganzen Haus und verflüchtigte sich nur allmählich. Pottloh gibt es auch heute noch, es wird im Eifelhaus aber nicht mehr benötigt, – weil es dort keine eisernen Öfen mehr gibt.
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