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Labbes Der Labbes ist ein Mensch mit unangenehmen Eigenschaften. Die können von Einfältigkeit über Dummheit, Schalk und Hinterlist bis zu Nichtsnutzigkeit und Verkommenheit reichen, - „Labbes“ steht für alle diese Untugenden. Ein Labbes ist in jedem Fall eine männliche Person, eine „Labbessin“ oder Ähnliches gibt es nicht. Gelegentlich ist auch der Körperbau ausschlaggebend, der lange Labbes beispielsweise ist ein häufiges Wort, oder auch Läbbesje für ein unartiges Kind. In unserer Jugend vor fast 60 Jahren waren wir Halbwüchsige im Dorf als jruëß Labbesse (große…) verschrien, weil wir abends Schabernack trieben und Streiche spielten. Die Leute behaupteten von uns, dass wir nix wie Labbessereje em Kopp (nur Nichtsnutzigkeiten im Kopf) hätten.
Lad Die Lad war in erster Linie das Wort für einen großen, meist länglichen Holzbehälter, mehr oder weniger eine Kiste, zum Aufbewahren aller erdenklichen Gegenstände. Aber auch die wertvolle massive Eichentruhe, in der neben Bettleinen und Spitzentüchern oft auch der Familienschatz und die Hausakten verwahrt wurden, war vielfach de Lad und als solche ein feststehender Begriff. Die Schublade im Tisch war die Deschlad (Tischlade) und das Bettgestell war die Bettlad. Der Fensterladen war bei uns de Fensterlad und die verschließbare Bodenluke auf dem Heustall nannte man regional de Heulad. Allgemein üblich war auch das Wort Duëdelad (Totenlade). Noch bis weit in die 1950er Jahre stellte der Dorfschreiner die Särge her, – eine Wissenschaft für sich, denn die übliche Eifeler Duëdelad war ein Werkstück, an dem es keinen einzigen 90-Grad-Winkel gab. Einschließlich des Anstrichs dauerte die Sargherstellung mindestens zwei Tage, Vater hielt also immer ein Stück „auf Vorrat.“ Die letzte Lad, die er baute, wurde unerwartet seine eigene.
Lampett Regional auch „Lambett.“ Ein Ausdruck von ungewisser Herkunft. Gelegentlich steht „d a s Lampett“ im Zusammenhang mit Beleuchtungskörpern und bezeichnet dann meist ein Lampen-Set. Eine sprachliche Verbindung besteht offensichtlich mit dem niederländischen Wort „Lampetkan,“ was ebenso wie „d i e Lampett“ unserer Eltern „Wasserkrug“ bedeutet. Zu Omas Zeiten, als es im Hotelzimmer und natürlich auch im Eifeldorf noch kein fließendes Wasser gab, stand die Waschgarnitur auf dem breiten Weischdesch (Waschtisch), der als solcher mit einer „Marmorplatte“ ausgestattet war: Der flache Lampettekomp (Waschschüssel) und darin die mit frischem Wasser gefüllte eigentliche Lampett, die es in mannigfachen Formen und Größen gab. Die Garnitur bestand durchweg aus Keramik, deren Güte sich an der Preisklasse des Hauses orientierte. Die ländliche Lampett war ein zylinderförmiges hohes Gefäß mit Henkel und Gießvorrichtung und etwa fünf Liter Fassungsvermögen. Das holländische Wort für den Lampettekomp ist „Lampetkom.“
Langfahrt Mundartwort für den „Baum“ am Acker- oder Erntewagen. Der Langfahrt war die starre Verbindung zwischen Vorder- und Hinterachse und ermöglichte durch Verschieben des Hinterschemels die Verlängerung oder Verkürzung des Fahrzeugs. Das war unter anderem für den Transport von Langholz erforderlich oder bei der Umrüstung des Ackerwagens zum Leiterwagen für die Heu- und Getreideernte. Örtlich war auch die Bezeichnung Lankert üblich, zum Beispiel in Nonnenbach. Der Langfahrt war aus einem etwa zehn Zentimeter dicken Rundholz hergestellt, meistens ein schnack (gerade) gewachsener junger Baum.
Lappe Ein heimisches Mundartwort mit verschiedenartiger Bedeutung. Dem hochdeutschen Lappen fehlt im Eifeler Dialekt das n: Spöllappe, Botzlappe (Spültuch, Putztuch). Besonders der Spöllappe war bei uns Kindern verhasst, der ewig feuchte Fetzen duftete nicht besonders appetitlich. Bei uns daheim gab es den speziellen Fahrradlappe, ein besonderes Putztuch zum Reinigen der Metallteile. Auch eine Überlage auf dem beschädigten Fahrradreifen, - im Krieg eine gängige „Mantelreparatur,“ nannte man Fahrradlappe. Dr Lappe oß affjeloufe bedeutete, dass die Schuhsohle verschlissen war. Ein redseliger oder schwatzhafter Mitmensch war ein Schwaadlappe, oft auch Schwaadschnöß (Maulheld) genannt. Und wenn der Stammkneipenwirt eine Runde spendierte, hob er das Glas und meinte: „Dann losse mir os noch ens dr Lappe naß maache“ (übertragen = die Zunge anfeuchten). Ein zu allen Zeiten begehrter Lappe war und ist der Führerschein.
lappe Das Tätigkeitswort „lappe“ ist vom Hauptwort „Lappe“ in der Bedeutung von „Schuhsohle“ abgeleitet. Wenn „dr Lappe affjeloufe“ war, mussten die Treter neu jelapp (gelappt = besohlt) werden. In den mageren Kriegs- und Nachkriegsjahren wusste selbst der Dorfschuster nicht an Arbeitsmaterial zu kommen, die Schuhsohlen verschlissen aber nicht weniger als in Friedenszeiten und die Leute waren zu oft abenteuerlicher Selbsthilfe gezwungen. Als „Lappmaterial“ dienten häufig zerschnittene alte Autoreifen. Das Zurechtschnippeln allein war schon eine Heidenarbeit und manches kostbare Teischemetz (Taschenmesser) ging dabei zu Bruch. Schwierig war auch die Beschaffung geeigneter Nägel fürs Befestigen an der Brandsohle, und wo es Nägel gab, da waren sie nur mühsam durch den zähen Reifengummi zu treiben. Ein Nagelständer oder Dreifuß war zwar meistens vorhanden, das Umschlagen der Nagelspitzen im Schuhinneren wollte aber gekonnt sein, ansonsten waren Wundstellen an der Fußsohle und löchrige Strümpfe die Folge. Das Ganze war schließlich jelappte Kroom (gelappter Kram) oder Lapperej, Ausdrücke, die heute noch bei stümperhafter Arbeit angewandt werden.
Läpper Ein „Läpper“ war ein Mensch, der sich mit Flick- und Reparaturarbeiten befasste. Die landläufige Bezeichnung wurzelt im Tätigkeitswort lappe, womit unter anderem eine notdürftige oder behelfsmäßige Reparatur beschrieben wird. Ein anschauliches Beispiel sind jelappte Klamotte (durch aufgesetzte Flicken ausgebesserte Kleidung). Eine Frau, die sich mit Lappärbed (Arbeit) befasste, war en Läppesch (eine „Läpper´sche“). Das Wort Läpper hatte stets einen etwas faden „Beigeschmack,“ es wurde auch auf fahrendes Volk angewandt, auf Tippelsbröder (Landstreicher) etwa, auf Kesselflicker und auf Zigeuner. Wenn de Läppere im Eifeldorf auftauchten, sperrten die Bauern ihre Hühner in den Stall. Manchmal wurden aber auch die Läpper herbeigewünscht. Wenn beispielsweise der Emaillepott leck war, meinte die Hausfrau: Et wiëd Zitt, dat de Läppere noch ens konn, ose Schlootekomp rennt (Es wird Zeit, daß die Kesselflicker wieder kommen, unsere Salatschüssel rinnt).
Latz Die Eifeler Latz ist ein langes schmales, in der Regel vierkantiges und auf bestimmte Längen geschnittenes Stück Holz: Die Latte. Gelegentlich kann auch eine runde Stange als Latz gelten, beispielsweise die Bonnelatz (Bohnenstange). Latze gibt es auch im Sport: Die Torlatz etwa oder die Spronglatz (Sprunglatte, Sprungstab). Die bekannteste Latz ist wohl die Daachlatz (Dachlatte). In Verbindung mit der Latz gibt es eine ganze Menge Redewendungen meist doppelsinniger Art und mit verstecktem Spott. Von einem langen und dünnen Menschen wird behauptet, er könnte sich honner ener Latz verberje (hinter einer Latte verstecken), und wer in den Augen seiner Mitmenschen nicht ganz bei Trost ist, von dem vermutet man: Dä hät se net all op dr Latz. Im Zugabteil stellte Fränz seine langen Beine unter den Sitz seines Gegenüber und der meinte erbost: Dohn deng Latze do fott (fort). Der eifrige Sparer hatte im Volksmund en joot Latz op dr Kass (eine schöne Stange Geld auf der Bank). Hiervon ist vermutlich auch latze im Sinne von „blechen, berappen“ abgeleitet.
leddich Das Wort bedeutet „leer“ und ist mit dem hochdeutschen „ledig“ verwandt. Ledig im Sinne von „unverheiratet“ heißt unterdessen in Dörfer Platt laus-leddich und das wiederum bedeutet wörtlich übersetzt „lose (locker) - leer“. Es gab stehende Redensarten, beispielsweise „Üs enem leddije Pötz oß et schlech scheppe“ (Aus leerem Brunnen ist schlecht schöpfen) und von einem Zecher hieß es: „Dä süff, boß hä voll on et Pottmanee (Portmonee) leddich oß“. Wenn Albertchen stekum (unauffällig) vom Mittagstisch aufzustehen trachtete, nagelte ihn der elterliche Befehl an den Platz : „Hiejeblewwe (hiergeblieben), dä Teller oß noch net leddich“! Das alte Mundartwort ist nur noch wenigen Senioren geläufig, es hat dem standardsprachlichen „leer“ Platz gemacht.
leeje Eifeler Wort für „lügen“, örtlich auch „lurre,“ beispielsweise in Nettersheim. „Du solls net leeje“, mahnte Jött (Patentante), wenn wir Kinder etwas „verbrochen“ hatten und erwischt wurden, „lüchs (lügst) du och net“? unterbrach sie mein „Geständnis“ und stellte zum Schluß fest : „Du häß jo doch jeloëje (gelogen). Wer öfter log, der war als Luchpitter oder auch als Lüjener (Lügner) unbeliebt. Das Wort „Lüge“ wurde im Dialekt umschrieben : „Dat oß Leejerej (Lügerei)“ oder einfach „dat oß jeloëje“. Ein spezielles Wort für „Lüge“ gab es nicht, allenfalls den Ausdruck Luch, was soviel wie „Lug“ bedeutet.
Lennert (kurzes weiches e) „Lennerte“, häufiger aber noch Linnerte, war vor 50 und mehr Jahren ein in den Oberahrortschaften übliches Schmähwort für die Bewohner von Blankenheim, das aber seit der kommunalen Neuordnung 1969 mehr und mehr aus der Mode kam und heute fast vergessen ist. Lennert ist die volkstümliche Berufsbezeichnung des Leinenwebers und somit keineswegs ein Schimpfwort. In Blankenheim gab es aber früher Leinenweber, die offensichtlich in der Bevölkerung nicht besonders hoch geschätzt wurden, denn nach ihnen erfand man das Schmähwort. Zwischen Blankenheimerdorf und Blankenheim bestand früher eine regelrechte Fehde, deren Ursprung heute nicht mehr nachvollziehbar ist. Wenn Blangemer Lennerte und Dörfer Wendböggele (Windbeutel) aneinander gerieten, gab es nicht selten blutige Köpfe. Das aber war zu Großvaters Zeiten und ist heute längst nicht mehr wahr.
Liem Der natürliche Lehm war früher das Binde- und Klebemittel zum Verputzen der Fachwerkflächen und Innenwände beim Hausbau, im Volksmund „Liem“ genannt. Das Mundartwort übertrug sich später auf den künstlich hergestellten Leim, den es lange Zeit nur als „Heißleim“ gab. Noch um 1950 kochte und brodelte in Vaters Schreinerwerkstatt unablässig das Liemdöppe (Leimtopf) auf dem Kanonenofen und verbreitete einen charakteristisch-penetranten Geruch. Irgendwann kam der „Kaltleim“ auf den Markt, wegen seiner Farbe auch „Weißleim“ genannt. Die Vorbereitung und Verarbeitung war sehr viel einfacher als beim Heißleim, das grobe weiße Pulver wurde mit Wasser verrührt und fertig war der Liem. Ich weiß noch, dass es bei uns „Propeller-Kaltleim“ gab, der seinen Namen der Tatsache verdankte, dass noch im zweiten Weltkrieg viele Flugzeugpropeller aus Holzverbund hergestellt wurden. Vater besaß ein handgroßes Propellersegment, das aus vielen zusammengeleimten Schichten eines rotbraunen Hartholzes bestand. Üß dem liem jejange (aus dem Leim gegangen) ist die übliche Redewendung für Beschädigungen eines Möbelstücks, das klassische Beispiel hierfür ist der wackelige Stuhl.
Liemfärv Während Kalekbrööt in erster Linie für den Außenansrich gebraucht wurde, kam im Innenbereich eher „Liemfärv“ (Leimfarbe) zur Anwendung. Grundstoff war meistens Knidd (Kreide) mit Knochenleim als Bindemittel vermischt. Liemfärv ergab einen dauerhaften Anstrich, der nicht wie Kalkfarbe leicht abzureiben war. Sie blieb allerdings auch nach dem Abtrocknen wasserlöslich und war somit für den Außenanstrich nicht verwendbar. Ein besonderer Vorteil der Liemfärv war, dass sie ohne die sonst erforderlichen Grundierungen beliebig oft immer wieder mit Leimfarbe überstrichen werden konnte. Die Leimfarbe war naturgemäß wesentlich teurer als Kalekbrööt, es gab sie fertig angemacht oder in der billigeren Pulverform, die bei uns daheim zur Anwendung kam. Die Vorbereitung der Farbe glich dem Ansetzen von Tapetenkleister. Das Pulver wurde mit Wasser angerührt, – ein anstrengender Vorgang, weil es bei uns keinen elektrischen Quirl gab und die Masse bald zähflüssig wurde. Für unsere Küchenwände musste die Farbe leicht gelblich getönt werden und das bedeutete doppelt intensives Umrühren, nach kurzer Zeit schmerzten die Arme. Der angerührte Farbbrei musste eine halbe Stunde lang „quellen,“ wurde nochmals umgerührt und war dann streichfertig.
Liempott Der Liempott, auch Liemdöppe, war und ist der Leimtopf, dem der Dorfschreiner gelegentlich den Spitznamen „Liempott“ verdankte. Es gab auch das geflügelte Wort Dr Liempott os dem Schrenger senge Herrjott (Der Leimtopf ist des Schreiners Herrgott). Tatsächlich war dieser Topf aus der Schreinerwerkstatt nicht wegzudenken. Der Heißleim wurde in kleinen braunen Tafeln geliefert, was ihm auch den Namen Tafelliem eintrug. Diese harten Tafeln mussten in Wasser aufquellen und danach im Wasserbad erhitzt werden. Der dadurch flüssig gewordene Leim musste in Windeseile verarbeitet werden, die Brühe kühlte nämlich relativ rasch ab und dickte ein. Der Liempott war das Wasserbad, in dem der eigentliche Leimbehälter bis auf etwa 75 Grad erhitzt wurde. Bei höherer Temperatur verlor der Liem einen Teil seiner Klebkraft, das Wasser durfte also nicht kochen. Der Heißleim wurde aus Knochen und tierischen Abfällen hergestellt und war über Jahrhunderte hinweg bis nach 1950 d a s Klebemittel in der Möbelindustrie, – ein Beweis für seine Qualität. Heute ist er durch moderne Kaltkleber weitgehend abgelöst. Ausschließlich aus organischen Stoffen bestehend, ist der Knochenleim absolut unschädlich und umweltfreundlich. Im Krieg mussten wir Schulkinder intensiv Knochen sammeln und beim Lehrer abliefern: Rohstoff für die Herstellung von Leim und Filmmaterial.
Lönt (weiches ö) Die Lönt, gelegentlich auch Lent, bezeichnet den Bauchwandspeck des Schweins, den Flomen, aus dem das feine weiße Schweineschmalz gewonnen wird. Das „Rheinische Wörterbuch“ kennt den hochdeutschen Ausdruck „Lünte“. Bei der Hausschlachtung wurde die Lönt sorgfältig präpariert, nach dem Auskühlen wurde das netzartige Gewebe in kleine Stücke geschnitten und zur Schmalzgewinnung im gusseisernen Kauchdöppe (Kochtopf) ausgelassen. Am Topfboden sammelten sich die Jrewe (Grieben) und die waren, als Griebenschmalz aufs Brot gestrichen, ein besonderer Leckerbissen.
Lötzert (weiches ö) Eine Dörfer Flurbezeichnung. Nördlich der Ortschaft steht im unteren Haubachtal die denkmalwerte Lambachpumpe, um deren Restaurierung der Geschichts- und Kulturverein bemüht ist. Das ansteigende Wiesengelände rechts des Bachlaufs wird Lötzert genannt und heißt in der Flurkarte Lützert. In Sichtweite stand noch nach dem Krieg an der Bahnstrecke Köln – Trier ein Bahnwärterhaus. Hier war auch ein Schrankenposten, bahntechnisch „Posten 48“ und im Volksmund Lomberg genannt. Auf Posten 48 tat unter anderem der Schrankenwärter Matthias Struben aus Blankenheimerdorf Dienst, wegen seiner nicht eben riesenhaften Statur Strubens Mättesje genannt. Irgendwie war der trockene Ginster auf Lötzert in Brand geraten und Mättesje meldete aufgeregt durchs Streckentelefon dem Fahrdienstleiter in Blankenheim-Wald: „Herr Bahnemeister, der Jinster brüht auf Lützerath.“
zeröck
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