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Fauch Eine Windfege zum Reinigen der mit dem Flegel ausgedroschenen Getreidekörner. Die Fauch war ein Vorläufer der Wannmöll, wir besaßen daheim eine solche Maschine. Sie war vollständig aus Holz gefertigt, selbst die Zahnräder, die Drehachsen und die Kurbel. Das handbediente Flügelrad erzeugte im etwa zwei Meter langen, an der Unterseite offenen Windkanal einen kräftigen Luftstrom, durch den das Dreschgut aus dem Fülltrichter rieselte. Die schweren und damit guten Körner fielen fast senkrecht durch den Luftstrom und wurden im untergestellten Wann aufgefangen, das leichtere „Hinterkorn“ – nur als Tierfutter verwendbar – fiel „hinter“ dem Wann zu Boden, Spreu und Staub wurden weggeblasen. Das Arbeiten mit der Fauch wurde „Fauchen“ genannt.
Feldhöder Feldhüter, ein alter Eifeler Beruf. Den Feldhüter, auch Feldschötz genannt, gab es noch bis in die 1960er Jahre. Er war eine Art privater „Polizist“, der auf Ordnung in den Feld- und Wiesengemarkungen zu achten hatte. Er besaß keinerlei polizeiliche Befugnis und durfte schon gar keine Waffe führen. Er konnte dem „Feldsünder“ aber enorme Schwierigkeiten bereiten. Den Hütebuben gegenüber wurde er auch schon mal handgreiflich, wenn er sie beispielsweise beim Stroppe (Beweiden gesperrter Flächen) erwischte. Die letzten Feldhöder von Blankenheimerdorf waren Peter Schröder, im Dorf Schröder - Pitter genannt, und Johann Reetz, ortsüblich „Hahnebrochs Schäng“.
Ferlichnumsdaach Früher das gebräuchliche Wort für das Fronleichnamsfest. Inzwischen ist der Ausdruck beinahe vollständig ausgestorben, nur ein paar Senioren bedienen sich seiner noch. Allenfalls sagt man hier und da noch „Fronlichnam“. Ferlichnumsdaach war einer der höchsten kirchlichen Feiertage im Dorf, die Prozession war jedesmal ein Ereignis. Man wetteiferte beim Aufbau der vier Stationsaltäre, „Gutachter“ taxierten die Arbeiten ab und diskutierten später an der Theke über ihre Beobachtungen. Der Prozessionsweg war beiderseits der Straße mit Maien geschmückt. Diese frisch belaubten Buchenäste wurden einfach im Wald geschlagen, das war Tradition. Inzwischen ist an ihre Stelle Fahnenschmuck getreten.
Fiet Eifeler Wort für den aus der Studentensprache stammenden Ausdruck „Fidibus“, ein Pfeifenanzünder aus dünnen Holzstäbchen oder gefaltetem Papier. Der Fidibus ist in Eifeler Mundart weiblichen Geschlechts : die Fiet. Die Fieten wurden bei uns daheim aus astfreiem Fichtenholz gespalten, auf der Herdplatte getrocknet und im „Löffelblech“ oder in einem besonderen „Fietenhalter“ aus Draht neben dem Ofen aufbewahrt. Die Stäbchen waren etwa 20 Zentimeter lang, ihre Herstellung war nicht selten mit schmerzhaften Schnittwunden am Finger verbunden. Fieten standen uns in jeder beliebigen Menge und kostenlos zur Verfügung, Ohm Mattes ging trotzdem sparsam damit um und verbrauchte sie bis zum letzten Stümpfchen.
Flejeschrank „Holl mir ens de Schonk üß dem Flejeschrank.“ Mit diesen Worten hieß mich Mam (Mutter) den Räucherschinken aus dem Fliegenschrank holen, der bei uns op dem Jang (Flur im Obergeschoß) stand. Im Eifeler Dialekt war der Schinken weiblichen Geschlechts: Die Schonk. Den Fliegenschrank als Einrichtung zum luftigen und gleichzeitig „fliegensicheren“ Aufbewahren von Lebensmitteln gab es zu meiner Kinderzeit in jedem Haushalt, im Keller aufgestellt, ersetzte er sogar den damals noch wenig bekannten Kühlschrank. Beim Flejeschrank bestanden die Seiten und die Tür aus Flejendroht (Fliegendraht), einem engmaschigen dünnen, meist grün lackierten Drahtgitter, das den Insekten den Zugang versperrte. Beim Öffnen der Tür musste man höllisch aufpassen: Die Fliegen lauerten geradezu auf eine Möglichkeit zum Durchschlüpfen. In Vaters Schreinerwerkstatt wurden noch Fliegenschränke aller Größen angefertigt, das umständliche Befestigen der sperrigen Drahtbahnen an den Innenwänden mittels breiter Deckleisten wurde in der Regel stillschweigend mir übertragen.
Flitsch Die Flitsch ist ein Katapult, eine Steinschleuder, auch „Zwille“ genannt und fällt unter das Waffengesetz. Als Kinder bastelten wir uns selber unsere Flitschen aus einer Noßhecke-Astgabel (Haselholz) und einem alten Einmachgummi, den Jött meist nur widerstrebend und nach dauerhaftem Quängele (Drängen) herausrückte. Unsere Flitsch reichte in keiner Weise an die heutige Waffe heran, wir hatten auch keine Stahlkugeln als Geschosse. Aber auch mit unserem Spielzeug hätte man leicht ein Auge „ausschießen“ können und die Eltern waren mit unserer „Flitscherei“ gar nicht so sehr einverstanden. „Flitsch“ war früher auch die volkstümliche Bezeichnung für die von Kall bis Hellenthal führende Oleftalbahn, deren Dampfzüge in den 1950er Jahren durch die damals modernen „Schienenbusse“ ersetzt wurden. Auch diese roten Fahrzeuge wurden noch Flitsch genannt, die Romantik der Ur-Flitsch war aber dahin.
Floch (kurzes weiches o) Floch heißt wörtlich „Flug,“ steht aber gelegentlich auch für „Flucht“ : „En de Floch schlohn“ (in die Flucht schlagen), allerdings wird diese Redewendung heute kaum noch gebraucht, Flucht und fliehen umschreiben wir heute mit loufe john, de Kurv kratze, tirre john, sech dönn maache. „Do häßte äwwer ene fiese Floch jedohn,“ bestätigte Alois seinem Kollegen, der mit dem Fahrrad gestürzt war. Hierbei war nicht die Flucht, sondern der Flug, besser der „Fall“ gemeint. „Jierdrögg jitt de Bejje dr Floch“ lautet eine alte Bauernregel und die besagt, dass auf Gertrudis (17. März) die Bienen zu fliegen beginnen. Mehr oder weniger der Waidmannssprache entnommen ist unter anderem „Ene Floch Hoolejänse“ (Ein Flug Schneegänse) oder auch „Ene Floch Duuve“ (Tauben). Regional steht Floch auch für den „Fluch,“ wobei dann aber das o gedehnt ausgesprochen wird. Die Schreibweise sollte dann eher Flooch lauten.
Flockekösse (weiches ö) Das Eifeler Kösse hatte absolut nichts mit dem Küssen gemeinsam, vielmehr war es das Mundartwort für „Kissen.“ Ein Flockekösse war somit ein mit kleingeschnippelten Tuchresten (Flocken) gefülltes Kissen. Unseren Eltern fehlten die Groschen für den Einkauf weicher Daunenfedern, und bis sich vom eigenen Federvieh die Menge für ein einziges Kösse angesammelt hatte, vergingen Jahre : Höchstens zwei- bis dreimal im Jahr kam ein Huhn in et Kauchdöppe (Kochtopf), trotzdem wurden die wenigen weichen Federchen gesammelt und aufbewahrt. Generell im Gebrauch war das Flockekösse. In stundenlanger „Flitscharbeit“ wurden ausgediente Kleidungsstücke und Ähnliches mit der Alltagsschere zu Flocke zerstückelt. Die joot Scheer (gute Schere) durfte nicht verwendet werden, damit sie nicht vorzeitig stupp (stumpf) wurde. Der Scherenschleifer kam nur selten und Selberschleifen war wenig erfolgversprechend, weil das richtige Werkzeug fehlte. Die Kössescheer war meistens tatsächlich ziemlich stumpf, nach einem halben Stündchen Flocken schnippeln schmerzten Finger und Hände ganz jämmerlich.
Flöppche Flöppche oder Föppche ist ein altes landläufiges Wort für das Kleinkraftrad, das heutige Moped. Die Namensgebung ist vermutlich auf das knatternde Auspuffgeräusch des Maschinchens zurück zu führen. Das Ur-Flöppche war die in den 1930er Jahren auf den Markt gekommene „98er Sachs,“ ein Kleinkrad mit dem bekannten 98 Kubikzentimeter-Sachsmotor, das Motorrad des Kleinen Mannes. Nach dem Krieg wurde zunächst das „Fahrrad mit Hilfsmotor“ mit höchstens 30 Kubik Hubraum zugelassen, - eine Handvoll Motor, einschließlich Tank auf dem Vorderrad montiert, mit Keilriemenantrieb. In Blankenheimerdorf besaß Hammesse Mattes (Matthias Jentges) ein solches Maschinchen. Mitte der 1950er Jahre wurde unter der Dorfjugend das Moped aktuell, wer mitreden wollte, besaß ein Flöppche. Mein Flöppche hieß „Heinkel Perle“ und war für rund 700 D-Mark bei Hammesse Häns (Hans Hammes) gekauft, der damals eine kleine Autowerkstatt betrieb.
Flutsche Die Flügel größerer Vögel bezeichnete man häufig als „Flutsche,“ das galt insbesondere auch für das Federvieh im heimischen Stall. Bei kleinen Vögeln war dagegen meistens von Flüjele die Rede. In der Regel hatte die Hühnerschar freien Auslauf, trieb sich in der Nähe des Hauses herum und geriet nicht selten über die Einfriedung hinweg in den frisch bestellten Garten. Um das zu verhindern, wurden ihnen de Flutsche jestüpp (die Flügel gestutzt): Die Spitzen der Schwungfedern wurden abgeschnitten. Die Tiere konnten dann zwar noch „mot de Flutsche schladere (flattern),“ kamen aber nicht mehr über den Gartenzaun. Bei längerer Sommerhitze ließen „de Jrompere de Flutsche hange“ und das hieß, dass die Kartoffelpflanzen zu welken begannen. Der Volksmund dichtete sogar dem Menschen Flügel an: Wenn Klöösje (Klaus) „net joot draan“ war (sich nicht wohlfühlte) und bedröppelt (niedergeschlagen) herumschlich, ließ auch er „de Flutsche hange.“
flutsche Dieses Zeitwort steht in keinem Zusammenhang mit Flügeln oder Flutschen. Es bedeutet vielmehr „entgleiten, entwischen“ oder auch „gut vorangehen, gelingen.“ Hier ein paar typische Beispiele: Wenn der Mäher gut voran kam, hieß es „Dem flutsch et höck (heute) äwwer joot.“ In solchem Zusammenhang war häufig auch fluppe gebräuchlich: „Dem flupp de Ärbet (Arbeit).“ Für eine unbedachte Äußerung entschuldigte man sich: „Dat os mir esu erüß jeflutsch.“ Ein Kaninchen war durch ein Loch im Drahtgitter seines Laufställchens „jeflutsch,“ ich wollte es einfangen, doch „et os mir durch de Fongere (Finger) jeflutsch.“ Was flutscht, das ist in der Regel glatt und glitschig, die Seife beispielsweise oder der Fisch, und das heißt in unserer Mundart flutschich. So ist unter anderem bei Glatteis „de Strooß (Straße) flutschich,“ und als Kind war mir der Spöllappe (Spültuch) verhasst, weil er unangenehm duftete und flutschich war. „Flutschich“ hatte meistens einen negativen Beigeschmack.
Fönnef (weiches ö) Die mundartliche Fönnef ist unverkennbar die Fünf, und fönnef ist das entsprechende Zahlwort. Wie in der Standradsprache, so ist auch im Dialekt „fönnef“ häufiger Bestandteil von Redewendungen: „Aan de fönnef Fongere (Finger) afzälle“ beispielsweise, oder „Dä hät seng fönnef Minutte“ (Schlechte Laune). Als das bekannte „fönnefte Rad am Woon“ (Wagen) fühlt sich einer, dem nicht genügend Achtung entgegen gebracht wird. Die „Fönnef“ dagegen war früher ein gängiges Wort für einen V-förmigen Riss in der Kleidung, hergeleitet von der römischen Zahl fünf (V). Eine solche Fönnef führte daheim in aller Regel zu heftigem Gezeter: „Du häß (hast) jo ad wier en Fönnef em Hemp (Hemd), dat os jetz ad de Drette (die Dritte).“ Als Halbwüchsige spielten wir nächtlicherweile Schellemstöcker (Bubenstreiche) im Dorf und mussten dabei manchmal auch stifte john (flüchten). In der Finsternis lief ich gegen einen Zaun mit drei Stacheldrähten, und als wir unter der Straßenlampe den Schaden begutachteten, stellten meine Kumpels gehässig fest: „Du häß jo en Fuffzehn en dr Botz.“
Füerschöpp (weiches ö) Die „Feuerschaufel“ war im bäuerlichen Alltag unentbehrlich, sie wurde auch Kolleschöpp (Kohlenschaufel), Klütteschöpp (Brikettschaufel) oder Eischeschöpp (Aschenschaufel) genannt. Es war eine handliche schmale eiserne Schaufel mit Holzgriff, die durch das Feuerloch an Herd und Ofen passte und für den Transport von Glut gebraucht wurde. Das war beispielsweise der Fall, wenn in der Stov (Stube, Wohnzimmer) der Ofen „aanjestauch“ (angeheizt) werden sollte: Aus dem Küchenherd wurde mit der Füerschöpp ein wenig Glut in den Stubenofen befördert. Dabei breitete sich naturgemäß Qualm aus, was aber niemanden störte. Das Gegenstück der Füerschöpp war die breite Dreckschöpp, die wir heute vornehm „Kehrblech“ nennen.
Fussläucher Ortsübliche Bezeichnung für den Flurbereich „Fuchslöcher“ auf einer Anhöhe nördlich von Blankenheimerdorf. Bis Anfang der 1980er Jahre waren die Fussläucher Ausgangspunkt für den örtlichen Wintersport. Es gab hier kleinere Abfahrten und natürliche Schanzen, die der Dorfjugend vollauf genügten. Die Trasse der im Jahr 1984 in Betrieb genommenen Umgehungsstraße B.51 zerschneidet heute das Hanggelände, Wintersport ist nicht mehr möglich. In der Nähe der Fussläucher liegt das frühere Sportplatzgelände „Am Stein“. Auf diesem einladenden Waldplatz findet seit 1971 am Pfingstsonntag das beliebte Wiesenfest Für os Pänz statt, hier steht auch die stark frequentierte Grillhütte mit Nebenanlagen.
Füerstejn Füer heißt Feuer und Stejn ist der Stein, der Füerstejn ist also der simple Feuerstein, der aber im und besonders nach dem Krieg eine Rarität und damit in der „Maggelzeit“ ein beliebtes Tauschobjekt war. Drei der winzigen silbernen Stäbchen gegen ein halbes Pfund Speck, das war ein gängiger Handel. Die aus Patronenhülsen oder Rohrstücken selbstgebastelten „Feuerzeuge“ brauchten nun einmal Feuersteine, die „Tausendzünder“ waren meistens undicht und mussten häufig nachgefüllt werden, außerdem roch die Hosentasche ständig nach Sprit. Später gab es Feuerzeuge zu kaufen, dazu „gereinigtes Benzin“ und „Betriebsmaterial“ in Gestalt kleiner Glasröhrchen, Inhalt fünf Feuersteine und ein fertiger Feuerzeugdocht. In der Brandheck (Waldbereich) bei uns daheim gab es im sandigen Boden massenhaft Kieselsteine aller Größen. Die versprühten beim Gegeneinanderschlagen kräftige Funken und wir bezeichneten sie also auch als Feuersteine. Unsere Urväter hätten damit eventuell ein Feuerchen in Gang gebracht. Auch wir Pänz versuchten es gelegentlich, unser Zunder muss aber zu feucht und unsere Ausdauer zu gering gewesen sein, denn gelungen ist es uns nie.
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