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28.01.2012




 

Foto Hejo Mies 2010

Herzlich willkommen in Blankenheimerdorf

eeja
„Na Jannes, schmääch de Pief“? (schmeckt die Pfeife). Auf diese Frage des vorbeikommenden Nachbarn lautete die Antwort entweder berichtigend „Enää, dr Tubak“ (Nein, der Tabak) oder aber zustimmend „eeja“. Das unendlich gedehnte eeja wurde meistens dann gebraucht, wenn man eine Frage besonders nachdrücklich bejahen wollte: „Boste wier op de Bejn“? (Bist du wieder auf den Beinen, nach überstandener Krankheit) - „eeja“. Das normalerweise übliche „ijo, joo, jawahl, jou“ hatte bei derartigen Fragen absolut nicht die Aussagekraft von eeja. Der Ansicht war offensichtlich seinerzeit auch der Texter eines Weihnachtsliedes, als er schrieb : „...eja, eja, sein eigen will ich sein“. Das Lied hat mich als Kind stets ein wenig verwundert und irritiert.

e kitches
Früher eine allgemein gültige Umschreibung von „ein wenig“ als Begriff für eine winzige Menge. „Jank mir e kitches üß de Fööß“ wurden wir Kinder beispielsweise aufgefordert, wenn wir den Eltern bei ihrer Arbeit zu sehr im Weg standen. Ab dem Dreikönigsfest (06. Januar) „längen de Daach ad wier e kitches“ (verlängert sich das Tageslicht wieder ein wenig), um täglich einen Hahnenschrei, weiß der Volksmund. E kitches bezeichnet eine Winzigkeit, eine kleine Menge. Kid war früher das Wort für „Korn,“ beispielsweise für ein Getreidekorn, eine winzige Portion aus dem großen Kornhaufen also, die Mehrzahl war Kidder. Anstelle von e kitches kam auch e Kid zur Anwendung. Für das mit „ein wenig“ verwandte Wort „etwas“ kennt die Mundart den Begriff jätt : „Doon noch jätt Holz op et Füer.“ Jätt bezeichnet zwar auch eine kleine Menge, in jedem Fall aber mehr als e kitches.

eerde Pief

Wörtlich : irdene Pfeife = Tonpfeife, Meerschaumpfeife im Gegensatz zur normalen Pief (Holzpfeife). Die eerde Pief wurde auch „Hans“ genannt, sie war das Heiligtum ihres Besitzers, der jede noch so teure Holzpfeife verschmähte. In Blankenheimerdorf ist noch gut „Bahne Mattes“ in Erinnerung, Matthias Schlemmer, den man niemals ohne seinen geliebten Hans antraf. Ein kleines eerde Piefje trägt auch der echte Eifeler „Weckmann“ im Arm (Martinsweck). Wir Pänz (Kinder) bedienten uns heimlich dieses Rauchinstrumentes, durften uns aber nicht erwischen lassen. Die eerde Pief war arg zerbrechlich.

Eierrühr
Eine nicht nur in der Eifel übliche seltsame Wortverdrehung, entstanden aus dem beliebten „Rührei,“ dessen Erwähnung mannigfache Gaumengelüste weckt. Der Grund für die Verdrehung ist kaum erkennbar, möglicherweise ist Eierrühr vom Wort her den Anwendern sympathischer als das etwas vornehmere Rührei? Eierrühr (oder Rührei) ist eine höchst einfache, aber schmack- und nahrhafte Speise, im Handumdrehen für wenig Geld herzustellen und auf hunderterlei Art variierbar. Eier, Schinkenwürfel, Milch und Mehl sind die Grundstoffe, weitere Zutaten sind vom Geschmack des Herstellers abhängig. Bei uns daheim gab es häufig Eierrühr als allgemein begehrten Brotbelag, Jött gab aber meistens eine tüchtige Portion geschnippelte Öllechspiefe (Röhrenblätter der Zwiebel) zu und die mochte ich nicht, - ich mag sie heute noch nicht.

Eierschängs
Ein Mundartwort aus Blankenheimerdorf, das auch in der näheren Umgebung guten Klang besaß. „De Eierschängs“ war eine Kölnerin mittleren Alters. Im und nach dem Krieg wohnte sie mit ihrem Sohn Fritz im „Dörf“. Mit Familiennamen hieß sie Martin, an ihren Vornamen entsinnt sich niemand mehr, „die Eierschängs“ ist aber auch heute noch für die älteren Dorfbewohner ein Begriff. Frau Martin handelte mit Waren aller Art, dank ihrer Beziehungen zu einschlägigen Kreisen in der Stadt beschaffte sie bei Bedarf Dinge, die bei uns nirgendwo zu kriegen waren. Das war besonders in der Maggelzitt (Zeit) von Bedeutung, zum Beispiel versorgte die Eierschängs ihre Kundschaft nach dem Krieg mit den ersten primitiven Benzinfeuerzeugen nebst den kostbaren Füerstejn (Feuersteine) und „gereinigtem“ Benzin. Als Bezahlung für ihre Waren nahm sie gerne von den Bauern Lebensmittel entgegen, das trug ihr vermutlich den Namen „Eierschängs“ ein. Sie rauchte Zigaretten und das war für lokale Verhältnisse zumindest ungewöhnlich. Die Eierschängs war eine resolute und energische Dame, die aber hinter ihrem forschen Auftreten ein gutes Herz verbarg. Unbemerkt von der Öffentlichkeit, hat sie manche familiäre Not gelindert.

ëinesjangs
Wörtlich „eines Ganges“ mit der Bedeutung „auf diesem Weg, bei dieser Gelegenheit, gleichzeitig.“ Wenn beispielsweise die Leute zum Einkaufen ins Dorf kamen, gingen sie „ëinesjangs nohm Frisör.“ Muuße Karl (Karl Breuer) war unser Dorffriseur, auch Plötzer-Schäng (mein Onkel Johann Plützer) besaß eine mechanische Hoormaschin. Hier und da stand ëinesjangs auch für „andauernd, fortwährend.“ Zum Beispiel beschwerte man sich über den fortwährend bellenden Hund in der Nachbarschaft: „Dat Veeh os ëinesjangs am bäleke.“ Ein artverwandtes Mundartwort ist jangswäechs, in vielen Fällen auch umgekehrt wäechsjangs. So hatte ich zum Beispiel am Bahnhof ein Paket abzuholen und „wäechsjangs bie Kaastenholz Rudolef ene Sack Kalek (Kalk)“ zu kaufen. Die Baustoffhandlung von Rudolf Kastenholz lag nahe beim Bahnhof in der damaligen Bahnhofstraße (heute Vogelsang).

ëineweich
Das Wort scheint auf den ersten Blick mit „wäechsjangs“ verwandt zu sein. Das ist aber nur optisch der Fall, die Bedeutung nämlich ist „ohnehin, sowieso,“ manchmal auch „trotzdem, nichtsdestoweniger.“ Da hieß es beispielsweise: „Wenn du jo ëineweich aan Krämesch jehs, kannste tirek och fönef Zentner Briketts bestelle.“ Krämesch Pitter (Peter Schmitz), der neben seiner Gaststätte einen Kohlenhandel betrieb, nahm die Bestellung an und versprach : „Ech brengen die Briketts mohr Mettech (morgen Mittag) erop, ech moß dann ëineweich op dr Keppelberch“ (Ortsteil Kippelberg). „Weich“ war früher bei uns das Wort für Weg, das sich inzwischen weitgehend in „Wääch“ abgewandelt hat. Man würde also heute auch „ëinewääch“ sagen. Das Wort ist unterdessen fast ausgestorben und wird allgemein durch suwiesu (sowieso) ersetzt.

Eischekuhl
Die Aschengrube unter dem häuslichen Backofen, der in fast jedem Bauernhaus zu finden war. In der Eischekuhl sammelte sich die Asche aus dem holzbeheizten Ofen, die Kuhl wurde in Abständen entleert. Bei uns daheim war im Krieg die Eischekuhl mit einem dichten Bretterverschlag ausgestattet, der als Versteck für die verbotenen Schmanddöppe (Rahmtöpfe) diente. Hier suchte kein „Kontrolleur“ nach, denn hier gab es schmutzige Hände.

elej
Ein seltsames Mundartwort mit der Bedeutung „egal, gleich, schnuppe, bedeutungslos.“ Als Schulkind fehlte uns meistens die Loß (Lust) für die Hausaufgaben, bis es den Eltern zu bunt wurde : „Ob du Loß häß oder net, dat os elej, jetz weren die Aufjabe jemääch“ (Ob Lust oder nicht, das spielt keine Rolle, jetzt werden die Aufgaben gemacht). Bärb (Barbara) befahl ihrem Mäetes (Martin): „Du rasiers dech, eh du noo Blangem jehs, wat sollen de Löck van dir denke!“ Mäetes darauf: „Dat os mir elej, wat die denke,“ worauf Bärb konstatierte: „Dat hät dir äwwer net elej ze sen“ (Das hat dir aber nicht egal zu sein). In Blankenheimerdorf gibt es das Episödchen vom Fuhrmann, der sich beim Haus seiner Geliebten vergeblich durch Peitschenknallen bemerkbar machte. Erzürnt schrieb er ihr einen Brief: „Ich habe dreimal geschmickt (schmecke = mit der Peitsche knallen), doch du hast nicht gekickt (kicke = gucken), es soll mir aber auch elei sein, dein Johann.“

ens jät wat
Eine seltsame Wortkombination, die auf den ersten Blick keinerlei Sinn ergibt, lautet doch die wörtliche Übersetzung: „einmal etwas was“. Die Redewendung ist in der Eifel weit verbreitet, sie wird ausschließlich in Verbindung mit wejste (weißt du) angewendet: „Wejste ens jät wat“ und bedeutet dann soviel wie „weißt du was“, auch „paß mal auf“ oder „hör zu“. Mit dem Hinweis „wejste ens jät wat“ wird der Gesprächspartner auf etwas Ungewöhnliches aufmerksam gemacht. Da klagte beispielsweise „Schrengesch Pitterjuësep“ über Koppeng (Kopfschmerzen) und meinte zur Bäuerin: „Wejste ens jät wat, Klörche (Klara), ech läje mech en Stonn op et Uhr“ (ich lege mich eine Stunde aufs Ohr).

erafschlecke (kurzes weiches e)
Aus dem Holländischen entlehntes Wort für „hinunterschlucken.“ Im Dialekt bedeutet eraf sowohl „hinab“ als auch „herab,“ beispielsweise „Komm eraf“ (Komm herab, herunter), aber auch „Jank eraf“ (geh hinab, hinunter). „Er af“ heißt auf Holländisch „Da ab“ und „slikken“ ist das Wort für unser „schlucken.“ Ein unbedachtes Wort kann gelegentlich Ärger bereiten und so war und ist der gut gemeinte Rat bekannt: „Schleck et leever eraf“ (Schluck es lieber hinunter). Als Kinder hatten wir häufig Halsschmerzen und das umschrieb man mit „Ech han et em Hals“ (Ich habe es im Hals). Wenn wir mit diesem Anliegen bei Mam vorstellig wurden, lautete die lapidare Antwort: „Schleck et eraf, dann os et fott“ (Schluck es hinunter, dann ist es weg). Dieser Ratschlag ließ sich unterdessen nicht realisieren.

erop
Ein Umstandswort (Adverb) des Ortes, bedeutet sowohl „hinauf“ als auch „herauf“. Beispielsweise befahl mir Mam : „Nu jö, maach dech de Trapp erop“ (die Treppe hinauf = zu Bett). Oder der Dachdeckermeister rief dem Lehrjungen zu : „He Jong, breng mir ens jät Panne erop“ (bring mir mal ein paar Pfannen herauf). Eine häufige Redewendung war und ist heute noch „Mir han erop on eraff üwerlääch“ (hinauf und hinab = hin und her überlegt). „Auf und nieder“ heißt in Dörfer Platt „erop on eraff“, manchmal auch „op on aff“.

Essel moole
 (hartes E und o)
Der Ausdruck bedeutet „Esel malen“ und gehörte noch vor 50 Jahren zum Dörfer Wortschatz. Es war eine Art Selbstjustiz: Am Vorabend zum 01.Mai sammelte die Dorfjugend die Maieier ein, und wer ihnen diese Gabe verweigerte, auf dessen Hauswand prangte am nächsten Morgen ein „Esel“ als weithin sichtbarer Beweis für den Verstoß gegen dörfliches Brauchtum. Das war natürlich Sachbeschädigung, zumal meistens Teerfarbe verwendet wurde, deren Entfernung nur durch Neuverputzen der „Malwand“ möglich war. Bei den heutigen Graffiti-Malereien ist es kaum anders. Der älteren Einwohnerschaft ist noch ein Fall bekannt, bei dem dreimal ein „Essel“ an derselben Stelle gemalt wurde. Die Geschichte kam natürlich zur Anzeige, das halbe Dorf wurde verhört. Die Leute hielten aber eisern dicht, der oder die Täter wurden nie ermittelt. Die Maieier werden auch heute noch eingesammelt, ein Essel wird aber seit Jahrzehnten nicht mehr gemalt, das wäre zu riskant.

ewech
Das Wort wird mit hartem e gesprochen: „Ewäch,“ es bedeutet unterdessen generell „weg, hinweg, aus dem Weg.“ In Verbindung mit „han“ (haben) oder „krejje“ (kriegen) steht es aber auch für „herausfinden, bemerken, spitz kriegen.“ Es gab und gibt den energischen kurzen Befehl „Ewech!“ und das heißt soviel wie „Aus dem Weg, Platz da!“ Dieser mehr oder weniger allgemeine Befehl wurde drastischer, wenn beispielsweise Mam befahl: „Maach dech ewech,“ das nämlich hieß „verschwinde“ und war persönlich gemeint. „Ewech“ findet im Dialekt die unterschiedlichsten Anwendungen. „Dä hät dat net ewech krijje“ (Der hat das nicht bemerkt) ist ein Ausdruck für Unaufmerksamkeit. „Dat häßte äwwer flöck ewech jehatt“ besagt, dass etwas schnell begriffen wurde. „Jank mir doch ewech“ heißt soviel wie „hör doch auf.“ Huppert (Hubert) hatte ausgiebig seinen Geburtstag gefeiert und stellte am nächsten Tag verkatert fest: „Jung, ech jlööve, ech hat jester joot ejne ewech“ (…gestern gut einen sitzen).

Ewwert
Das Wort wird mit hartem Anfangs- E gesprochen und ist im Dörfer (kurz für „Blankenheimerdorfer“) Dialekt der Name für Eberhard. Es gab im Dorf einen einzigen Ewwert, dessen Name auch heute noch bei den Senioren guten Klang besitzt: Eberhard Bell, seines Zeichens Bäckermeister, dessen Erzeugnisse wiederholt prämiert wurden. Neben seiner Bäckerei führte er auch den dörflichen Allerweltsladen Jierdrögge (Hausbezeichnung). „Ewwert“ war im Dorf ein Begriff und wegen seines trockenen Humors bei jedermann beliebt. In seinem Laden wog er einmal zum Gaudium der Kundschaft zwei Zigarettenpackungen gewissenhaft auf der Thekenwaage ab um festzustellen, ob die „Langen“ tatsächlich „leichter“ seien als die Normalpackung der gleichen Sorte. Das nämlich hatte zuvor eine Kundin behauptet. Das Ergebnis war ein Patt, beide Packungen waren gleich schwer und Ewwert kommentierte zufrieden: „Dat han ech doch jewoß“ (Das habe ich doch gewusst). Bells Ewwert war gebürtig aus Berndorf (Verbandsgemeinde Hillesheim), dem Wohnort des Eifelkrimi-Schriftstellers Jaques Berndorf alias Michael Preute.

 

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