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Daachszitt „De Daachszitt sohn“ (die Tageszeit sagen = grüßen) wenn man sich begegnet, ist einer der wenigen schönen Bräuche unserer Kinderzeit, die bis heute im Eifeldorf erhalten geblieben und noch nicht in der Namenlosigkeit der Stadt untergegangen sind. Morje, Tach, n´Ovend, Nääch, – wie allgemein üblich, lassen auch wir den Zusatz „guten“ der Einfachheit halber weg, nur bei „n´Ovend“ setzen wir das n voran, weil sich das besser aussprechen lässt. Nach Möglichkeit fügen wir auch den Namen unseres Gegenübers an, das klingt freundlicher, persönlicher. Begrüßen wir eine Personengruppe und wollen besonders freundlich sein, lautet der Gruß beispielsweise „Jooden Oovend zesamme.“ Für uns Kinder war de Daachszitt Pflicht. Freilich durften wir die Erwachsenen nicht mit Du und dem Namen anreden. Für uns hieß es stattdessen „Tach Schmette Ohme“ (Onkel) oder „n´Ovend Lenze Tant.“ Das hochdeutsche „Herr“ oder „Frau“ kam für uns nicht in Frage. Zwei Ausnahmen gab es aber doch: Den Lehrer hatten wir mit dem „deutschen Gruß“ und dem Zusatz „Herr Lehrer“ anzureden, beim Pastor war „Grüß Gott, Herr Pastor“ vorgeschrieben. Im Übrigen waren die erwachsenen Dorfbewohner für uns Pänz generell „Ohme“ oder „Tant,“ was heute noch allgemein beim „Onkel Doktor“ in Erscheinung tritt. Bei uns daheim war sogar zum Ausdruck der Achtung „Schlemmesch Vatter“ oder „Kaue Motter“ als Anrede an die Nachbarsleute üblich.
Daachtreps (weiches e) Dachtraufe, abgeleitet von Treps = Tropfen. Das Eifelhaus besaß früher keine Dachrinne. Als Kind wollten wir rasch erwachsen werden und Mam empfahl: „Stell dech en de Daachtreps, dann wiëschde (wirst du) jruëß.“ Wenn es am Waschtag regnete, wurde die große Zinkwanne unter die Daachtreps gestellt: Das Regenwasser war besonders „weich“ (weil destilliert) und sauber, und man ersparte sich das Wasserschleppen vom Bach herauf. Wir hatten damals keine Wasserleitung, kannten aber auch keinen sauren Regen.
Daaneisch Ein wenig bekanntes Wort für die Dasselfliege, die allgemein Bremsch oder Brämsch (Bremse) genannt wird. Mit Bremsch werden unterdessen auch die Stechfliegen insgesamt bezeichnet, beispielsweise die Rinderbremse oder der Wadenbeißer. Daaneisch (Da-nisse) deutet darauf hin, dass es sich um eine übergroße Stechfliege handelt. Wenn bei der Heuernte in brüllender Sommerhitze die Stechfliegen in ganzen Wolken um unserer Gespanntiere summten, wurde einer von uns Kindern zum Flejejare (Fliegenjagen) abgestellt. Mit einem belaubten Zweig aus dem nächsten Gebüsch wedelten wir um die Köpfe der Tiere, die diese „Behandlung“ bereitwillig über sich ergehen ließen. Kritisch wurde es nur, wenn dabei ein paar hummelgroße Daaneische auftauchten. Allein deren bösartiges Brummen machte die Tiere schon wild. Wenn sie in Panik gerieten, konnte das böse Folgen für Menschen und Heuladung haben. Die Dasselfliege sucht das dicht behaarte Fell der Huftiere für die Eiablage, Menschen attackiert sie nur in Ausnahmefällen.
Daaßfett In der Tierfabel heißt der Dachs „Grimbart,“ in unserem Dialekt ist er der Daaß, sein Fett ist das „Daaßfett“ und das war zur Zeit unserer Eltern ein gängiges Hausmittel gegen mancherlei Gebrechen. Auch bei uns daheim gab es eine Dose mit Daaßfett, das seltsam „stark“ duftete und bei uns Kindern unbeliebt war. Dachsfett war in der Apotheke erhältlich, manche Leute stellten es aber auch, wie Schweineschmalz, selber her. Daaßschonk (Dachsschinken) soll sogar eine Feinschmeckerkost gewesen sein. Dachsfett wurde daheim bei allen möglichen Knochen-, Muskel-, Rücken- und Gelenkschmerzen angewandt, es half aber auch bei Erkältungen, Grippe und sogar bei heftigem Juckreiz und Schronne (Schrunden, rissige Hände). Besser noch als Schweineschmalz hielt Daaßfett die Haut geschmeidig und die blutigen Risse heilten, wegen des strengen Dachs-Geruchs zogen wir Pänz unterdessen das Schmalz vor. Die Erwachsenen massierten sich dagegen die schmerzenden Körperteile intensiv mit Daaßfett. Gelegentlich wurde das Fett auch erhitzt und getrunken, das schmeckte scheußlich wie Lebertran, half aber erstaunlich bei Bauchschmerzen.
zeröck oder erop
dämmele Das Wort bedeutet „niedertreten, niedertrampeln“, im weitesten Sinne allgemein laufen oder trampeln. Wenn im ersten Stock Gerenne war und die Decke bebte, ereiferte man sich im Parterre: „Wat oß dat für e Jelöufs (Gelaufe) do owwe, wat dämmelen die do eröm“. Gefürchtet war bei uns Pänz das Wort dämmele im Zusammenhang mit dem Heu abladen in der Scheune. Da nämlich mussten wir auf dem Heustall das sperrige frische Heu durch ununterbrochenes Darüberlaufen „nierdämmele“ (niedertreten). Das spielte sich zum Schluß hoch oben unter den sommerheißen Dachpfannen ab, zwischen meterlangen Spinnweben und unter Wespennestern mit angriffslustigen Bewohnern. Hitze, Schweiß, Staub und von der Tenne herauf die Mahnung „Nu jö, ens jät monter do owwe“, wenn man einmal zu verschnaufen trachtete. Heudämmele war eine Qual.
Dämp Der Ausdruck wird bei unterschiedlichen Gelegenheiten gebraucht, wurzelt aber in jedem Fall in dem Grundbegriff „Dampf.“ Während die Standardsprache darunter den Wasserdampf versteht, zählen bei uns auch Qualm und Rauch zum Dämp: „De Pief moß dämpe“ (Die Pfeife muss qualmen) oder „Dr Dämp stejch huh, et jitt joot Wedder“ (Eifeler Wetterregel: Der Kaminrauch steigt hoch, = gutes Wetter steht bevor). In speziellen Fällen ist auch „Damp“ gebräuchlich: „De Lok stejt önner Damp“ (Die Lok steht unter Dampf) oder „Dampmaschin, Dampwalz, Wasserdamp,“ bei diesen Hauptwörtern wäre Dämp fehl am Platz. Auch der Kochdunst war Dämp: „Et Kauchdöppe dämp“ (der Kochkessel dampft), allerdings nannte man diesen Dampf meistens Schwadem. Wenn bei schwerer Arbeit den Leuten der Schweiß ausbrach, ging ihnen „dr Dämp erüß,“ und wenn irgendwo Rauch aufstieg, wurde man misstrauisch: “Do dämp et, et wiëd doch wahl net brenne“ (Da ist Rauch, es wird doch wohl nicht brennen), wobei mit diesem „brennen“ naturgemäß ein Schadenfeuer gemeint war.
danndohn (hartes „an“, wie in „Tann“) „Dohn dir dat Booch ens joot dann, späder boste fruh drmot“ (Heb dir das Buch mal gut auf, später hast du Freude daran) meinte Jött und schenkte mir Karl May´s „Winnetou.“ Das Buch bestand aus acht oder mehr Einzelheften und wäre heute eine Rarität. „Danndohn“ bedeutet wörtlich „wegtun, forttun,“ wobei der früher übliche Ausdruck „von dannen“ offensichtlich Pate gestanden hat. Eine weitere Bedeutung hatte danndohn im Sinne von „wegstecken.“ Da wetterte beispielsweise Ohm Mattes: „Jetz hät os doch dä Fuss ad zwei Hohner vüer dr Nas fottjehollt, dat moßte dir ens danndohn!“ (Jetzt hat uns doch der Fuchs schon zwei Hühner vor der Nase weggeholt, das musst du dir mal wegstecken). Und Jannespitter, der ihm das nicht glauben mochte, wehrte ab: „Hüer op, Mattes, do häßte äwwer noch ens ejne dannjedohn.“ (…da hast du aber wieder mal einen von dir gegeben).
Dännebetz Tannenzapfen, allgemein das Samengehäuse der Nadelbäume. Die Dännebetz war bei uns speziell der Fichtenzapfen: Dänne (Tannen) war und ist die landläufige Bezeichnung der Fichten. Trockene Dännebetze wurden häufig als Brennstoff für den Küchenherd benutzt. Die Betze entfachten im Handumdrehen ein Höllenfeuer, das beispielsweise beim Riewkoochebacke (Reibekuchenbacken) erforderlich war. Sie verbrannten allerdings sehr rasch, es mußte häufig nachgelegt werden. In 1996 trug unser Weihnachtsbaum den prächtigsten Schmuck, den man sich denken kann: mehr als 50 natürliche Dännebetze. Wegen der Zapfenlast mussten die Äste einzeln hochgebunden werden. Künstlicher Baumschmuck war da kaum erforderlich und unser Wohnzimmer duftete köstlich nach Fichtenharz. Die zwei Meter hohe Spitze einer gut gewachsenen mittleren Fichte war ein Geschenk des Forstbeamten.
zeröck oder erop
Danzscholl (weiches o) Die mundartliche „Danzscholl“ ist die hochdeutsche Tanzschule. Ab und zu wird im Fernsehen über die Arbeit von Tanzschulen berichtet. Dabei gehen die Gedanken 60 Jahre zurück in die frühen 1950er Jahre, als wir selber im damals noch vorhandenen Saal Buhl die ersten Tanzschritte übten. Unser Danzliehrer (Tanzlehrer) hieß Bert Müller, er war aus Köln und hielt damals alljährlich bei uns einen Tanzkursus ab. Er besaß einen altertümlichen Plattenspieler und etliche reichlich abgenutzte „78er“ Schellackplatten. Unsere Tänze waren damals noch „zahm“ und siddich (gesittet), als Erstes lernten wir den Langsamen Walzer. Wir waren so um die 12 bis 15 Tanzpaare, alle zwischen 15 und 17 Jahren alt und ziemlich schüchtern. Wir verspürten eine gewisse „Berührungsangst“ und hielten respektvollen Abstand zum Tanzpartner, was bei einigen Tänzen wenig vorteilhaft war. Der Tango beispielsweise wurde eng geschlossen getanzt, Bert Müller stupste die Paare also fest gegeneinander und konstatierte: „Da darf kein Gras mehr zwischen wachsen.“ Dabei strich er mit der flachen Hand zwischen uns her, was ihm auf der weiblichen Seite offensichtlich besondere Freude bereitete. Wer will es ihm verdenken?
Decker Decker ist eigentlich kein Mundartwort, es unterscheidet sich in keiner Weise vom Standartausdruck und ist ein häufiger Familienname. Von 1973 bis 1993 hieß beispielsweise der Oberkreisdirektor von Euskirchen Dr. Karl Heinz Decker, und der Vorgänger unseres Amts- und späteren Gemeindedirektors Reger hieß Fritz Decker. Im Eifeler Dialekt war „Decker“ ganz früher die Bezeichnung speziell für den Strohdachdecker, heute beschreibt der Ausdruck das Dachdeckerhandwerk in allen seinen Variationen. Vor einiger Zeit hörte ich ungewollt ein originelles Gespräch zwischen einem Dachdeckermeister und seinem Gehilfen mit. Der Meister arbeitete auf dem Dach, der Lehrling hielt sich unten am Boden auf: He Jong, häste dr Hamer aan dir? – Enää, Chef. – Waröm dann net, ene joode Decker hät emmer dr Hamer aan sech! Nu dohn en aan dech on dann kößtens erop! Den Hammer „an sich haben“ bedeutet „in der Halterung am Koppelgürtel tragen,“ ein Zustand, der nach Ansicht des Eifeler Meisters für einen „guten Decker“ selbstverständlich ist. Und „köstens erop“ heißt wörtlich „kommst du mal herauf.“
Dejlche Im und nach dem Krieg, als es bei uns noch kein Ladenschlussgesetz gab, hatten die Geschäftshäuser in Blankenheimerdorf regelmäßig sonntags ab etwa 8,30 Uhr, wenn die Frühmesse zu Ende war, ihren Laden geöffnet, - hauptsächlich für die Kirchenbesucher aus Nonnenbach und Schlemmershof, denen dadurch ein besonderer Einkaufsgang ins „Dörf“ erspart blieb. Jedes Geschäft hatte seine Stammkundschaft, wir selber kauften aan Katze ein, im Dorf eher aan Jierdrögge genannt. Im Laden bediente Katze Finche, die junge Frau Josefine Bell. Wir Kinder mochten sie besonders gut leiden, sie hatte nämlich meistens für uns ein leckeres Dejlche (Teilchen) aus ihrer Bäckerei parat, damit wir uns für den langen Fußmarsch ein wenig stärken könnten. Heffedejlcher (Hefeteilchen) oder gar Puddingdejlcher, das waren für uns seltene Leckereien, die schmeckten noch besser als die beliebte Jreeßtaat (Grießtorte). Ich meine mich entsinnen zu können, daß damals das gängige Dejlche 10 oder 15 Pfennig gekostet hat, - das waren noch Zeiten!
zeröck oder erop
Dejßem Das Wort bedeutet „Sauerteig“ und ist in der Eifel weit verbreitet, regional ist auch „Deeßem“ üblich. Der Begriff scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, ist aber einfach zu erklären: Der Sauerteig heißt in Holland „Desem.“ Unser ripuarischer Dialektraum hat bekanntlich sehr viele Ausdrücke aus dem Niederländischen übernommen. Etwa alle drei Wochen wurde bei uns daheim Brot gebacken. Zwei Tage vorher setzte Mam im krugähnlichen Stejndöppe (Steintopf, Keramikgefäß) den Dejßem an, der als Triebmittel fürs Roggenbrot erforderlich war. Aus Roggenmehl, Wasser, Milch und Hefe knetete sie einen faustgroßen Klumpen, der im abgedeckten Döppe zwei Tage „ziehen“ mußte. Am Backtag wurde der fertige Dejßem in der hölzernen Mool (Backtrog) dem Brotteig beigegeben, der bald mächtig opjing (aufging) und manchmal die ganze Mool ausfüllte. Unser Koorbruët (Korn-, Roggenbrot) wurde im kühlen Keller aufbewahrt, schimmelte nie und war selbst nach drei Wochen noch genießbar.
denoovend „Abend“ heißt in Dörfer Dialekt Oovend, „denoovend“ ist eine Zeitbestimmung und bedeutet „diesen Abend, heute Abend,“ regional ist auch höck Oovend gebräuchlich. Die holländischen Nachbarn sagen „vanavond,“ die Wortverwandschaft ist unverkennbar. „Denoovend“ war für uns Pänz gelegentlich mit einer dumpfen Drohung verbunden, sofern wir nämlich wieder einmal etwas aanjestallt (angestellt) hatten: „Waat nur, bos Pap denoovend kött“ (Warte nur, bis Vater heute Abend kommt), lautete Mutters düstere Ankündigung drohenden Unheils. „Pap“ war aber meistens müde von der Arbeit und nicht dazu aufgelegt, sich mit unseren kindlichen Schandtaten herumzuärgern. Bedrohlich war die Situation nur dann, wenn wir etwas tatsächlich Schlimmes angestellt hatten.
Dier Do könnste äwwer et ärm Dier kreje! Da könnte man aber trübsinnig werden, - eine von zahllosen Redewendungen, in denen das Tier als Vergleichsobjekt oder zur Beschreibung einer Situation herangezogen wird. Beim „ärm Dier“ spielen weder die Gattung noch das Geschlecht eine Rolle, im Gegensatz etwa zu jeftich wie en Spenn (giftig wie eine Spinne) oder schlaue Fuss (schlauer Fuchs). Eine hochgestellte Persönlichkeit ist e huh Dier (ein hohes Tier), ein zuverlässiger Mensch ist e treu Dier (treues Tier) oder mehr noch ene treue Flüppes, und ein liebes kleines Mädchen ist e lecker Dierche. Ein grobschlächtiger Mensch ist e Ondier (Untier) und die Heulsuse ist e Tränedier. Ein Dier besonderer, fast einmaliger Art gibt es in Blankenheimerdorf: Das Kirmesdier. Dieses „Tier“ gehört, neben Höit Jong, Pott und Fähnrich, zum jährlich neu zu wählenden Vorstand im Kirmesreih, er trägt bei den diversen Umzügen die Kirmesknauch (den Kirmesknochen) dem Zug voran. „Die Knauch“ war ursprünglich ein Pferdekopf als Sinnbild ausgelassener Freiheit und Fröhlichkeit, heute ist es eine Rinderkopfplatte mit möglichst mächtigen Hörnern.
Dier jare Wörtlich: „Tier jagen,“ ein uralter Eifeler Brauch, eine Art Selbstjustiz bei Vergehen gegen die ungeschriebenen Gesetze der Dorfgemeinschaft. Vor dem Haus des Übeltäters wurde abends mit einer Well (Ackerwalze) und ähnlichem Gerät ein Heidenlärm veranstaltet, die Schandtaten wurden lauthals bekannt gegeben und Spottverse zitiert. Nicht selten kam es beim Dier jare zu Tätlichkeiten, in Blankenheimerdorf wurden beispielsweise in der Nachkriegszeit einmal die Glasscheiben des Windfangs an einer Haustür zertrümmert, Vater hatte einen ganzen Tag mit der Reparatur der Rütte (kleine Fensterscheiben) zu tun. Der Brauch ist wegen derartiger Ausschreitungen längst verboten, in Blankenheimerdorf wurde zum letzten Mal Anfang der 1960er Jahre im Ortsteil Kippelberg et Dier jejaach.
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Dießel Den Dießel kennt man heute in der Landwirtschaft kaum noch, weil die Tiergespanne durch den Ackerschlepper abgelöst wurden. Der Dießel war früher der Deichselbaum, kurz Deichsel genannt, der mit den Zugtieren verbunden wurde und die Lenkung des Wagens steuerte. Die häufige Geschlechtsumwandlung in der Mundart zeigt sich auch hier wieder: Die Deichsel = Der Dießel. Diese „Männlichkeit“ ist aber sehr wohl verständlich, Dießel nämlich ist vom holländischen Wort „Dissel“ („Disselboom“) hergeleitet und dieses Wort ist „mannelijk“ (männlichen Geschlechts). Der Dießel am Eifeler Ackerwagen konnte hochgestellt werden. Das war erforderlich, um einen beladenen Heu- oder Getreidewagen vollständig auf der Scheunentenne abstellen zu können. Der Eifeler Denn (Der Denn = Die Tenne) war so bemessen, dass gerade mal ein beladener Wagen hinein passte. Vielfach gab es in der rückwärtigen Scheunenwand die Schurp, eine schießschartenartige Öffnung, durch die der Dießel gesteckt werden konnte.
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Dilldopp Ein im gesamten Rheinland bekanntes Wort für „Kreisel“. Der Dilldopp war noch bis in die Nachkriegszeit ein beliebtes Spielzeug. „Dill“ heißt soviel wie „sich schnell drehen“ und „Dopp“ ist die Bezeichnung für einen spitz zulaufenden Gegenstand, einen Kegel. Der echte Dilldopp unserer Kinderzeit war aus Buchenholz und besaß an der Spitze einen blanken Nagelkopf als Lauffläche. Die ursprüngliche Lackfarbe war durch häufigen Gebrauch nur noch ansatzweise vorhanden. Der Kreisel wurde mit der selbstgefertigten Dilldoppschmeck (Peitsche) in Gang gehalten. Manchmal verhedderte sich die Peitschenschnur, der Dilldopp kam aus der Bahn und donnerte schmerzhaft gegen das Schienbein des Spielkameraden oder im schlimmsten Fall durch die nächste Fensterscheibe. Das zog dann Ärger nach sich.
Dobbel (kurzes weiches o) Als Verpflegung beim Viehhüten gab uns Mam (Mutter) eine „Dobbel“ mit auf den Weg. Das waren zwei Brotschnitten, dick mit Butter bestrichen, mit Schinken belegt und aufeinander geklappt, eine „Doppelschnitte.“ Den Belag verzehrten wir pur, die Schnitten wurden auf einer Astgabel am Weidefeuer geröstet, die geschmolzene Butter machte unsere „Toastschnitten“ zur echten Köstlichkeit. Im südlichen Teil der Gemeinde Blankenheim hieß eine Doppelschnitte Dubbel, das holländische Wort für „doppelt“ ist „dubbel,“ den Ausdruck haben wir also in unseren Dialekt übernommen. Zwei Schnidde dobbel jeschlohn (geschlagen), dat os en Dobbel, heißt die Blankenheimerdorfer Definition.
Dölek „Dölek“ ist eins der zahlreichen Mundartworte für den Begriff „Rauch,“ wir kennen beispielsweise Dämp, Damp, Schwalek, Rouch, Qualem, Broodem, Röüch. Der „Dölek“ ist vorwiegend das Wort für besonders dichten und geruchsträchtigen Rauch, der unter anderem beim Verbrennen von Grünzeug entsteht. Frische Fichtenzweige erzeugen einen intensiven und sogar wohlriechenden Rauch, der mir früher als Orientierungshilfe diente, wenn ich Ohm Mattes das Mittche (Henkelmann) mit dem Mittagessen in den Wald zu bringen hatte. Den Dännedölek (Fichtenqualm) roch ich schon aus mehreren hundert Metern Entfernung. Feuchtes Heu, das wegen anhaltenden Regens om Hoppe verdorve (auf dem Haufen verdorben) und unbrauchbar geworden war, wurde verbrannt und verbreitete einen fürchterlich stinkenden gelb-grauen Dölek. Wenn auf der Dampflok der Heizer die Feuerung mit frischen Kohlen beschickte, entstieg dem Schornstein ein mächtiger schwarzer Dölek. Aus der Messdienerzeit ist noch der Dölek in Erinnerung, der dem Rauchfass entströmte, und das selbst gebastelte Röuchdöppe der Hütebuben erzeugte beim Rundschwenken prächtige Dölekreng (Qualmringe) in der Luft. Beim raucharmen Feuer sprach man in der Regel eher von „Qualem“ oder „Dämp.“
Dollschlaach Ein auch heute noch gängiges Wort für einen Menschen, der lauter lustiges Zeug im Kopf hat. Der Dollschlaach ist ein „lustiger Vogel“, ein Schelm, der geradezu vor Witz und Übermut sprüht. Er ist wegen seines ständigen und unverwüstlichen Humors bei den Leuten im Dorf beliebt. Auch wenn er gelegentlich mit versteckter Ironie seine Meinung sagt, kann ihm keiner böse sein. Ein echter Dollschlaach und angenehmer Mitmensch war der im August 1988 im Alter von nur 51 Jahren verstorbene Blankenheimerdorfer Heinrich Klaßen, im Dorf allgemein nach seinem Elternhaus Austengs Hein genannt. Er war der geborene Karnevalist, wenn er die Bühne betrat, tobte der Saal.
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Dräjer In unseren Eifeldörfern ist es auch heute noch Brauch und Sitte, dass bei einer Beerdigung die Männer aus der Nachbarschaft den Verstorbenen „zu Grabe tragen.“ Dabei werden sechs „Dräjer“ (Träger) benötigt, die Übernahme dieser Aufgabe ist Ehrensache. Von Drare (Tragen) kann heute eigentlich keine Rede mehr sein: Der Sargwagen wird von der Leichenhalle bis ans Grab gefahren. Noch nach dem Krieg wurde der Verstorbene daheim aufgebahrt, der Sarg wurde dort zur Beerdigung abgeholt und im Sinne des Wortes zum Friedhof jedrohn (getragen). Das war für die Dräjer je nach Entfernung oft ein hartes Stück Arbeit. Auf dem Weg zum Friedhof standen etwa alle 130 Meter zwei Stühle auf der Straße, auf die der Sarg abgestellt wurde, damit die Dräjer die Seiten wechseln und die schmerzenden Arme entlasten konnten. Früher mussten die Dräjer auch den Sarg mittels starker Seile ins Grab hinab senken, ich selber habe das einmal in Nettersheim bei der Beerdigung eines Bahnkollegen mit erlebt. Dieser Brauch ist vereinzelt auch heute noch anzutreffen. Beim abschließenden Bejräfniskaffee (Leichenschmaus) im Dorfgasthaus, wurde und wird ein besonderer Dräjerdesch (Trägertisch) reserviert.
Dränk Im Eifeldorf oder am Ortsrand gab es früher die „Dränk“ (Tränke), häufig auch Veehdränk (Viehtränke) genannt, die der Versorgung der Stalltiere mit Trinkwasser diente. Im Ort war das in der Regel ein großer Trog, der aus irgend einem Bächlein gespeist wurde. Der Pötz (Pütz = Brunnen) in Nonnenbach beispielsweise bezog sein Wasser in natürlichem Gefälle von der Quelle im „Schenkelchen“ (Bereich nahe der früheren Schule). Die Dränk am Ortsrand war meistens eine geeignete Stelle im Bach. Bei uns daheim wurde die seichte Furt im Nonnenbach als Dränk genutzt. Zweimal täglich zu gewohnter Stunde wurden unsere Tiere im Stall losgebunden und mit der Aufforderung Nu jö, aan de Baach (Auf geht´s, zum Bach) auf den Weg geschickt. Problemlos trabten dann die Kühe unbeaufsichtigt zur 100 Meter entfernten Dränk, tranken sich satt und kamen wieder in ihren Stall zurück. Das funktionierte selbst im dicksten Winter. Da es bei uns keine Wasserleitung gab, war die „Selbstversorgung“ der Tiere unabdingbar und ersparte den Leuten das tägliche Heranschleppen größerer Wassermengen. In vielen Ortschaften, beispielsweise in Ripsdorf, erinnert noch die „Tränkgasse“ an frühere Zeiten. „Dränk“ ist nicht zuletzt ein Scherzwort für die Theke im Gasthaus.
Drieschlaach Drieschlaach, regional auch „Drejschlaach,“ bedeutet „Dreischlag“ und ist ein Begriff aus der Zeit des Flegeldreschens auf der Schüerendenn (Scheunentenne). Je nach Anzahl der Drescher gab es den Zwei-, Drei-, Vier- oder sogar den Fünfschlag. Ein Drescher allein und damit der „Einschlag“ wurde nur im Notfall, etwa im Krieg, praktiziert, da hat beispielsweise meine Mutter stunden- und tagelang im Einschlag dreschen müssen. Der Fönnefschlaach (Fünfschlag) war nur bei ausreichendem Platz möglich: Die gängige Eifeler Tenne war so bemessen, daß gerade mal ein beladener Heu- oder Getreidewagen hinein passte. Auf diesem begrenzen Raum standen sich fünf Drescher sozusagen gegenseitig op de Ziëne (auf den Zehen) und mussten aufpassen, daß sie sich nicht die Köpfe einschlugen. Am gängigsten und auch am einfachsten zu handhaben war der Drieschlaach. Klapp-klapp-klapp, das ging im Dreivierteltakt, sozusagen im „Walzerschritt“ über die Garben, beim Dreischlagrhythmus wurden auch die Armmuskeln am wenigsten strapaziert.
Drinche (gedehntes i) Das Wort war früher die Koseform von „Drin“ und das wiederum war einer von mehreren Mundartausdrücken für „Katharina.“ Unserer Standardsprache angemessener wäre „Trin“ und „Trinchen,“ das aber entspricht nicht der Eifeler Sprechweise. Vor 40 Jahren lebte im Ortsteil Keppelberch in Blankenheimerdorf Katharina Bertram, ortsüblich „Lenze Drin“ genannt. Sie war die geborene Karnevalistin und ein Ass als Büttenrednerin. In den Dörfer Karnevalssitzungen stieg sie als „Katharina van Lenze“ auf die Bühne und begeisterte ihr Publikum mit urigen Mundartvorträgen. Ihren „Künstlernamen“ hatten ihr die „Gemötliche Dörfer“ (Karnevalsverein) in Anlehnung an die Schlagersängerin Catherina Valente verliehen. Ihre Söhne Helmut und Arthur waren in ihrer Jugend Tanzmajore in der Dörfer Funkengarde. Lenze Drin starb im Februar 1978, auch Helmut und Arthur sind nicht mehr unter uns.
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