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Ääch jenn Ääch jenn heißt „Acht geben.“ In diesem speziellen Fall ist das Eifeler Platt dem Hochdeutschen eine Nasenlänge voraus: Es unterscheidet zwischen „Acht“ im Sinne von Aufmerksamkeit, und der Zahl „acht.“ Wenn wir Kinder die Kühe zur Weide trieben, tönte es mahnend hinter uns her: „Jeff Ääch, dat dir et Veeh net en et Koor jerät“ (Gibt Acht, dass dir das Vieh nicht ins Korn gerät). Nachbars Stropp (Hundename) war wegen seiner Jeftichkejt (Bösartigkeit) gefürchtet und man warnte sich gegenseitig: „Holl dech vüer demm en Ääch“ (Nimm dich vor dem in Acht). Vier und vier dagegen war keinesfalls „ääch,“ sondern aach. Allerdings waren auch Redewendungen wie „Bos Moonech ääch Daach“ (Am Montag in acht Tagen) gebräuchlich. Heute sagt jedoch auch der Dörfer „Am Moondaach aach Daach.
Äälsterouch Früher ein gebräuchliches Wort für das Hühnerauge. Wie viele Eifeler Dialektwörter, so ist auch das merkwürdige Äälsterouch auf die holländische Sprache zurückzuführen: „Eksteroog“ sagt man in Nederland und das heißt wörtlich „Elsterauge,“ denn die holländische Ekster ist die deutsche Elster. Ganz früher gab es aber auch bei uns den Ausdruck „Krähen- oder Elsternauge.“ In Selbsthilfe schnippelten damals die Leute mit einem scharfen Messer oder mit der Rasierklinge am Äälsterouch herum und trugen das dicke Hoor (Horn) schichtweise ab. Manchmal geriet man dabei en et Lewwe (ins Leben = ins Fleisch). Das blutete dann intensiv und schmerzte mehr als das eigentliche Hühnerauge.
aan dr Wooch (hartes o) Der frühere Begriff für einen Straßenbereich im Dörf (kurz für Blankenheimerdorf). An der Einmündung der heutigen Straße „Trift“ in die ehemalige „Bahnhofstraße“ (heute „Vogelsang“) gab es damals eine kleine Fahrzeugwaage, die einen normalen Eifeler Ackerwagen aufzunehmen vermochte. Eigentümerin war die Raiffeisenkasse, die ihren Mitgliedsgemeinden auch landwirtschaftliche Geräte und Maschinen zur Verfügung stellte (siehe Kasseschopp). Am nahen Bahnhof wurden per Waggon Briketts und Kunstdünger angeliefert, die Waage diente den Landwirten zum Abwiegen der Fuhren. Den Schlüssel zum Wiegehäuschen verwahrte der alte Herr Johann Bouhs, der eine Beinprothese trug. Der nähere Bereich um den Standort der Waage hieß ortsüblich „aan dr Wooch“.
aan osem Huus An unserem Haus, - eine Redewendung mit der Bedeutung „Bei uns.“ Interessanterweise heißt es hierbei nicht „in“ unserem Haus. „Aan“ (an) wurde und wird unter anderem bei der Bezeichnung ortsüblicher Hausnamen angewendet: „Aan Scholtesse, aan Hupperes.“ Wird dagegen der Familienname der Bewohner bevorzugt, heißt es „bie“ (bei): „Bie Schmitze, bie Hoffmanns.“ Der Ausdruck „aan osem Huus“ lokalisiert präzise den Ort, um den es sich im akuten Gespräch handelt, wogegen mit „bie os“ (bei uns) verallgemeinernd auch ein ganzes Dorf, eine Region oder ein Land gemeint sein kann. „Aan osem Huus“ bezeichnet eine Situation oder eine Gepflogenheit ganz speziell im eigenen Haus, im positiven wie im negativen Sinn. Da bestimmte beispielsweise der Hausherr: „Aan osem Huus wiëd jejeiße, wat op dr Desch kött (Hier bei uns wird gegessen, was auf den Tisch kommt). Und vor 70 Jahren gab es „aan osem Huus en Schlemmeschhoff noch kejn Wasserleitung.“
aandohn Wörtlich übersetzt „antun,“ ein Mundartwort mit zweierlei Bedeutung. „Do häste mir äwwer jät aanjedohn“ (Da hast du mir aber etwas auferlegt), beklagte sich Mättes angesichts des „Spülbergs“, dessen Bereinigung heute ausnahmsweise ihm übertragen war. „Dohn dir dat net aan“ (Mute dir das nicht zu) war eine gut gemeinte Warnung vor einer allzu großen Anstrengung. Aandohn wurde auch häufig im Sinne von „anziehen, ankleiden“ benutzt. Da stritten Mutter und Töchterchen miteinander: „Mam, ech dohn höck dat nöü Klejd aan.“ Die Mutter: „Enää, du dejß dä Rock van jester aan.“ – „Enää“ – „Endauch“ – „Enää“ – „Dann dohn doch aan wat de wells“ – „Dat dohn ech och“ – „Enää, dat dejste net, dat well ech doch nu ens wosse!“
aanmaache Wörtlich „anmachen“ im Sinne von „anzünden“, beispielsweise „et Füer (Feuer), dr Oëwe (Ofen), de Pief (Pfeife), de Lüech (Petroleumlampe) aanmaache“. Auch für „in Betrieb nehmen, in Gang setzen“ wurde aanmaache gebraucht: „Et Liëch (Licht) aanmaache“, und auf Vaters Geheiß mußte ich den Kreissägemotor „aanmaache“. Die Bedeutung von „anmachen“ im heutigen Sinne (erregen, ärgern, aufregen) kannte der Eifeler früher nicht. „Maach dir ens aan“ war die Aufforderung, eine kurze Arbeitspause einzulegen. Nach einer gewissen Anzahl von Fuhre (Furchen beim Pflügen) hatte das Kuhgespann eine Pause verdient und Mattes (Matthias) rief zum Pflüger auf dem Nachbaracker hinüber: „Komm Wellem, maache mir os ens aan“, und während die Tiere geruhsam zu idderije (wiederkauen) begannen, wurde bei qualmender Pief ein Viertelstündchen jeplänt (ein Schwätzchen gehalten). Bei all ihrer schweren Arbeit fanden damals die Leute immer noch Zeit für einen Plausch mit dem Nachbarn. Den „Streß“ kannten sie nicht einmal dem Namen nach, man war allenfalls einmal ärch verlade (sehr beschäftigt).
aanschiere Das Eifeler Wort für „anschirren, anspannen,“ das Gegenwort war üßschiere (ausschirren). In erster Linie bedeutete „aanschiere“ das Anlegen des Zuggeschirrs, beim Kuhgespann beispielsweise Stirnjoch und Zaum, die hinter den Tieren an der Stallwand hingen. Wo „aanjeschiert“ wurde, musste zwangsläufig auch „aanjespannt“ werden, was gewöhnlich in einem Arbeitsgang erfolgte und somit unter den Oberbegriff „aanschiere“ fiel. Im übertragenen Sinne war das Aanschiere eine Art „Ankleiden,“ man bediente sich des Ausdrucks also auch im Zusammenhang mit der menschlichen Kleidung: „Dat hät sech äwwer noch ens aanjeschiert wie en Jeck“ oder auch „Jung wat hät de Mam dech höck fein aanjeschiert.“
erop oder zeröck
aanschnegge (weiches e) Das Wort bedeutet „anschneiden“ und beschreibt mehr oder weniger die „Inbetriebnahme“ eines Verbrauchsgegenstandes durch Abschneiden eines ersten Teilstücks. Wenn beispielsweise daheim ein frisches Brot aanjeschnedde wurde, standen wir Pänz „auf dem Sprung,“ jeder wollte die Kosch haben. Die meistens schön braun gebackene Krustenkuppe war, dick mit guter Butter bestrichen, ein begehrter Leckerbissen. Sie ist es auch heute noch, allerdings legt da gelegentlich die eine oder andere Zahnprothese ein Veto ein. Bevor sie unser Brot anschnitten, ritzten die Eltern mit der Spitze des breiten Messers ein Kreuzzeichen in die Kruste, - ein heute belächelter uralter Eifeler Brauch. In Blankenheimerdorf machte Bäckermeister Bernhard Widdau (Rüüsche Bäcker) nach dem Beschicken des Backofens über der offenen Tür das Kreuzzeichen und sprach halblaut: Nu backt en Joddes Name (Nun backt in Gottes Namen). Unsere Eltern waren sich der Wertigkeit des Brotes sehr wohl bewusst.
aanschrieve Dem Wort „anschreiben“ haftet ein gewisser negativer „Beigeschmack“ an, obwohl ein solcher durchaus nicht in jedem Fall berechtigt ist. Zu allen Zeiten wurde aanjeschrevve (angeschrieben), zu unserer Kinderzeit war es sogar allgemein die Regel. Damals hatten die Leute beim Dorfkrämer ein „Stundungskonto,“ das meistens am Monatsende beglichen wurde. Sehr oft wurden die Kinder losgeschickt, um im Laden schnell eine Kleinigkeit zu besorgen. Das geschah „bargeldlos,“ der Geldbetrag wurde im Stundungskalender angeschrieben. Das setzte naturgemäß ein gewisses gegenseitiges Vertrauen voraus, im Dorf aber, wo Jeder Jeden kannte, war das kein Problem. Mit dem Aufkommen der Supermärkte schwanden die Tante-Emma-Läden und mit ihnen auch das Aanschrieve. Eine besondere Form von Aanschrieve gibt es heute noch in manchen Gaststätten: Ene Deckel maache (einen Deckel machen). Dabei wird der Bierdeckel des Gastes beim Wirt zwecks späterer Bezahlung aufbewahrt. Das ist ein Entgegenkommen dem Stammgast gegenüber, das sich unterdessen in Grenzen halten muß. Schluß, ab höck schrieven ech nix mieh aan, beschwerte sich ein Eifeler Wirt bei seinem säumigen Deckelkunden. Der aber konterte: Du Jeck, wie wellste dat dann alles em Kopp behaale!
aanstriche Wer heutzutage einen Anstreicher braucht, muß im Branchenbuch unter „Malerbetriebe“ suchen, Anstreichen ist gleichbedeutend mit Malen. Unsere Eltern machten da einen Unterschied: Der Aanstricher kälkte den Hausgiebel, pinselte im Haus Wände und Decken neu und tapezierte die Stovv (Stube, Wohnzimmer). Der Mööler (Maler) dagegen machte Feinarbeit, malte kunstvolle Bilder oder restaurierte Wandgemälde. Der Mööler von damals ist der „Künstler“ von heute. Aanjestroche (angestrichen) wurde früher in der Regel vor einem Fest, zu Ostern etwa oder zur Kirmes. Die Berufsbezeichnung ersetzte oft den eigentlichen Namen. Der alte Dörfer Schmied wurde beispielsweise nur et Schmeddche (das Schmiedchen, - der Mann war von kleiner Gestalt) genannt, er hieß Josef Friederichs. Mitte der 1960er Jahre nannten die Nettersheimer ihren Bürgermeister dr Aanstricher, er hieß Karl Lambertz und war Anstreicher von Beruf. Sein Sohn Ulrich ist heute unser Nachbar auf dem Kippelberg.
Aanwerk Die Übersetzung ist „Anwerk“ oder auch „Anarbeit.“ Aanwerk bedeutete im Eifeler Alltag den Arbeitsbeginn allgemein oder auch den Ansatzpunkt für einen bestimmten Arbeitsvorgang. Da legte beispielsweise der Bauunternehmer den Beginn einer Ausschachtungen fest: „Aanwerk os Moondaach em sebben Uhr“ (Arbeitsbeginn Montag sieben Uhr), und wenn dann die Ausschachtung fertig war, stellte er zufrieden fest: „Et Aanwerk os do,“ nämlich die Voraussetzung für den Hausbau. Der Mauerdurchbruch ging nicht voran, Nieres schwitzte und knurrte verbissen: „Waat du Bies, loß mech iësch ens e Aanwerk han“ (Warte du Biest, lass mich erst mal einen Anfang haben). Es gab auch den Ausdruck Aanwooch (Anwaage), etwa wenn ein Gegenstand üß dr Wooch (aus der Waage = aus dem Gleichgewicht) gebracht werden und kippen sollte. Wenn beispielsweise bei der Waldarbeit der Fällheber oder Keil en richtich Aanwooch hatte, fiel auch der Baum in die gewünschte Richtung.
erop oder zeröck
Abtrett (weiches e) Hochdeutsch „Abtritt,“ ein etwas „anrüchiges,“ keineswegs aber der Fäkalsprache entnommenes Wort und heute noch ein, im modernen Lexikon enthaltener Begriff für eine einfache Toilette. Als es noch keine Entsorgung gab, war „Abtrett“ die landläufige Bezeichnung für das bekannte „Herzhäuschen,“ das meistens separat in Hausnähe stand. Eine häufig gebrauchte Wortabkürzung war A.B. („Abee“). Die heute vorgeschriebene Baustellentoilette kann man getrost als Abtritt bezeichnen. Im Eifeldorf hatte Jannespitter die Angewohnheit, zu später Dämmerstunde noch das Bretterhäuschen im Garten hinter seinem Anwesen aufzusuchen. Manchmal schlief er bei diesem Geschäft ein und ruhte ein halbes Stündchen auf seinem Sitz. Das blieb auf die Dauer den Dorfburschen nicht verborgen. Einmal wurde Jannespitter wach und stellte erschrocken fest: Dunnerkiel, et os ad düüster (Donnerwetter, es ist schon finster). Er wollte hinaus, aber das ging nicht, die Tür ließ sich nicht öffnen. Die Nachbarschaft wurde auf das Rumoren im Abtrett aufmerksam, man schaute nach und da stellte sich heraus: Das Häuschen war drei- oder viermal mit einer starken Ploochleng (Pflugleine) umwickelt und die war zu allem Überfluss auch noch Eigentum des Eingeschlossenen. Es heißt, Jannespitter sei nie mehr in seinem Abtrett eingeschlafen.
Äez Die mundartliche Äez ist die Erbse, mehrere Erbsen sind Äeze. Erbsen sind ein sehr leckeres Nahrungsmittel, - was wären viele unserer geselligen Veranstaltungen ohne die obligatorische „deftige“ Erbsensuppe! Bei uns daheim wurden alljährlich ein paar Reihen Äeze im Garten angebaut, für den Hausgebrauch. Äezezupp war bei uns allen beliebt, auch wenn ihr Fleischgehalt nicht so besonders hoch war: Jährlich wurde bei uns ein Schwein geschlachtet und das musste für acht Personen reichen. In unsere Äezezupp kam aber in jedem Fall die, gut gekochte und in der Wuëschmaschin (Fleischwolf) grob zerkleinerte Söüsschwaat (Schweineschwarte), und das gab der Zupp eine ganz besondere Geschmacksnote. Die noch grünen jungen Erbsen verführten uns Pänz zum „Naschen,“ sie waren saftig und schmeckten ein wenig süß, man konnte durchaus die ganze Schote verzehren, direkt vom Strauch in den Mund. Wurde man allerdings erwischt, erhielten die süßen Äeze einen bitteren Beigeschmack und beim Pastor mussten wir beichten: Ich habe genascht.
Äezerieser Erbsenreiser, - früher gab es keinen Eifeler Hausgarten, in dem nicht in langen Doppelreihen Äezerieser zu sehen waren: Rank- und Kletterhilfen für die ausgesäten Erbsen. Das Reisig war natürlicher und kostenloser Ersatz für die sonst üblichen speziellen Erbsengitter. Als Äezerieser bestens geeignet war Buchengeäst. Vor dem Abtransport der Brennholzklafter aus dem Wald, hackten sich die Käufer aus den liegenden Baumkronen die benötigte Anzahl Äezerieser zurecht: Etwa anderthalb Meter lange, möglichst dicht gewachsene Astspitzen. Da die Bäume im Winter gefällt wurden, waren die Zweige unbelaubt, was vorteilhaft für den Garteneinsatz war. Daheim wurden die Reiser mit der Hääp (Beil) angespitzt und entlang der Erbsenreihen in die Erde gesteckt. Nach der Erbsenernte war das dünne Geäst dürr und trocken geworden und wurde zusammen mit dem Äezestrüh (Erbsenstroh) verbrannt.
afpetsche (weiches e) „Afpetsche“ bedeutet „abkneifen, abzwicken,“ fälschlicherweise wird das Wort hier und da in „abpitschen“ verhochdeutscht. Zum Afpetsche ist in der Regel ein Werkzeug erforderlich, eine Zange, Schere oder Klemme. Allbekannt ist hier die Kneifzange, landläufig Petschzang genannt, mit der man Droht on Nääl afpetsche (Draht und Nägel abkneifen) kann. Auch die Finger dienten als Petschwerkzeug, beispielsweise beim Wuëschte (Wurstherstellung) nach der Hausschlachtung zum „Ablängen“ der Bratwürste. In den 1960er Jahren besuchte ich im Auftrag meiner Zeitung den Jugendzeltplatz Alendorf, wo sich gerade eine Gruppe aus Sötenich aufhielt. Im abseits gelegenen „Herzhäuschen“ hing eine riesenhafte eiserne Kneifzange an der Bretterwand und die Lausbuben erklärten mir: „Die ist zum Abpitschen, wenn es einmal zu hart ist.“ Vor dem Kirchgang verschwand Mattes noch rasch im Bretterhäuschen, Drinche wartete ungeduldig und rief schließlich: Petsch af, Mattes, mir komme ze spät.
Altrüüscher Ganz allgemein war früher der Altrüüscher ein Aufkäufer von Altwaren, der mit dem Hand- oder Hundekarren durchs Dorf zog. Sein langgezogener Ruf „Luumpen, Alteiisen, Papieer“ verhalf ihm zu Beinahmen wie Schruëtemännche oder Iesekrämer. Heute gibt es zweierlei Altrüüscher: Den Schrottverwerter und den Trödelsammler, beide interessieren sich für Jerüüsch (alter Kram, auch Jerämsch). In den Nachkriegsjahren waren mit Schrott und besonders mit NE-Metall profitierliche Geschäfte zu machen, heute fallen Scharen von Trödelhändlern wie die Aasgeier über den Sperrmüll am Straßenrand her. In unserer Gemeinde Blankenheim wird inzwischen Sperrmüll nur noch nach vorheriger Anmeldung abgeholt, die früher üblichen festen Abfuhrtermine gibt es nicht mehr, – zum Leidwesen der Sperrmüllgeier.
erop oder zeröck
Angelbetz (weiches e) Regional gebräuchliches Wort für die manchmal walnussgroßen Beulen der Großen Rinderdasselfliege, speziell für die in der Beule sich entwickelnde Larve. Örtlich nannte man die ungefähr hornissengroßen Dasselfliegen auch Daaneische. Das könnte man mit „Dasselnissen“ übersetzen, die Hornissen nämlich hießen bei uns Hoorneische. Die Dasselbeule war im Zentrum perforiert, durch diese Öffnung schlüpfte später die Larve. Ohm Mattes drückte die Beulen aus und machte die Larven unschädlich.
Appelbetz Apfelrest, Kerngehäuse des Apfels, auch Ketsch genannt. Wir Kinder wurden ermahnt: „Die Betz wied net fottjeschmosse, die kret et Veeh.“ Obstreste und Küchenabfälle, soweit sie verzehrbar waren, wurden im Söüsejmer (wörtlich „Schweineeimer“) gesammelt und dienten als Tiernahrung. Verrottbare Abfälle kamen zum Stalldünger. Die „Braune Tonne“ kannten und brauchten wir nicht. Mit Betz bezeichnete man allgemein ein Gehäuse, in dem etwas eingeschlossen war (siehe auch: Angelbetz, Dännebetz).
Apperatekeissel Der „Apparatenkessel“, ein etwas seltsames Wort. Gemeint war damit der große Einweck- oder Einkochkessel. Es gab ihn ganz früher als derben Pott aus Zinkblech, den dann die elegantere farbige Emaille - Version ablöste. Unser Apperatekeissel daheim war beispielsweise braun. Heute wird der moderne Einkochtopf elektrisch betrieben und besitzt Temperaturregler, Abschaltautomatik und weitere Finessen. Früher war ein Höllenfeuer im Küchenherd erforderlich, um den Keissel „op Termperatur“ zu bringen. Das lange „Termemeter“ (Thermometer) im Blechgehäuse wurde durch ein Loch im Deckel ins Kochwasser gesteckt, für unsere Eltern war es ein „Apperat“, der Kessel war somit ein Apperatekeissel, der nicht nur dem Einkochen von Nahrungsmitteln diente. Am Waschtag wurde er zum „Weischkeissel“ umfunktioniert und die Wäsche darin gekocht. Er diente als „Wasserkeissel“ zum Erhitzen unseres Badewassers: Samstags war für uns Pänz „Baden“ in der verzinkten großen Waschbütte angesagt. Und bei der Hausschlachtung wurden im „Wuëschkeissel“ die diversen Brat-, Blut- und Leberwürste gekocht. Der Apperatekeissel war ein wahres Vielzweckgerät.
erop oder zeröck
Ärbel Der Eifeler Ärbel ist eine Art Maß und bezeichnet die Menge eines Materials, die sich mit dem Arm umfassen lässt, einen „Armvoll.“ Jött war beim Kochen und brachte mich auf Trab: „Jank holl mir ene Ärbel Holz eren“ (Geh und hol mir einen Armvoll Holz herein), und Ohm Mattes begab sich in den Stall: „Dat Veeh kret noch en Ärbel Heu.“ Einen etwas doppelsinnigen Rat gibt es für den von Husten und Schnupfen geplagten Zeitgenossen: „Du sollts dir ens ene Ärbel Brostee holle“ (Du solltest dir mal einen Armvoll Brusttee holen). Mit „Brusttee“ lässt sich mancherlei „Heilmittel“ definieren. Der Ärbel besitzt einen Doppelgänger, der gleichartig ausgesprochen, aber anders geschrieben wird: Die Erbel. Damit bezeichnet der Eifeler schlicht und einfach die Erdbeere. Als Kind lief ich zur Reifezeit der Erdbeeren täglich in die nahe Hardt e Scheppche Erbele plöcke (ein Töpfchen Erdbeeren pflücken). Die wilden Waldfrüchte schmeckten köstlich, sogar als Brotbelag.
ärch Du boß ärch spät draan (du kommst reichlich spät), wurde Nieres am Stammtisch begrüßt, er konnte seine Abwesenheit aber ausreichend begründen: Meng Koh hät jekalev. Einem Kalb auf die Welt helfen, das hatte Vorrang vor jedem Stammtisch. „Ärch“ ist das Dialektwort für „arg, sehr, besonders, ungewöhnlich.“ Im Kölsche Karneval singt man beispielsweise „…ech han dem Mädche nix jedohn, et wor ze ärch am rääne.“ Ein Tunichtgut wird als ärje Nixnotz bezeichnet und die elterliche Mahnung drievt et net ze ärch (treibt es nicht zu bunt) wurde uns zum Maieiersammeln mit auf den Weg gegeben. „Ärch“ konnte auch „böse, schlimm, gefährlich“ bedeuten: Wenn sich eine an sich harmlose Wunde entzündet hatte, war et Wiehche ärch jewore, und der ärje Hoos (böser Husten) konnte ein Hinweis auf Longenentzündong sein.
Außnöss (kurzes au) Die wörtliche Übersetzung lautet „Augustnüsse“. Die Reifezeit der bei uns weit verbreiteten wilden Haselnuss, – offizieller Name „Gemeiner Hasel“ – ist der September, gelegentlich auch die erste Oktoberhälfte. An sonnigen Standorten und bei günstiger Witterung reifen die Nöss auch bereits im August. Diese Frühnüsse hießen bei uns „Außnöss“, wobei „Auß“ die Abkürzung für den August war. Ähnliche Ausdrücke gab es auch beim Frühobst, Außpromme (Pflaumen) beispielsweise oder Außbirre (Birnen).
Austengs Eine ortsübliche Bezeichnung für das Anwesen Klaßen im Ortsteil Oëwebaach in Blankenheimerdorf. „Austengs“ ist eigentlich ein Zweitname, daneben nämlich ist auch Hääpe allgemein üblich und vermutlich urtümlicher. Die Klaßen-Familie ist aus dem Dörfer Karneval nicht wegzudenken. Hans Klaßen, allgemein nur „die Hääp“ genannt, gehörte zu den Gründern des örtlichen Karnevalsvereins „Gemötliche Dörfer“ im Jahr 1959 und war erster Vereins- und Sitzungspräsident. Sein jüngerer Bruder Heinrich, „Austengs Hein,“ war jahrzehntelang das Ass in den heimischen Kappensitzungen, wenn er die Bühne betrat, tobte der Saal. Sophie Pyka, eine Schwester von Hein und Hans, war 1975 in Nettersheim als Prinzessin Sophie I erste Narrenregentin der „Löstige Höndche.“
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